Gib dich zufrieden und sei stille ( Paul Gerhardt )

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Gib dich zufrieden und sei stille

1. Gib dich zufrieden und sei stille in dem Gotte deines Lebens! In ihm ruht aller Freuden Fülle, ohn ihn mühst du dich vergebens. Er ist dein Quell und deine Sonne, scheint täglich hell zu deiner Wonne. Gib dich zufrieden!

2. Er ist voll Lichtes, Trosts und Gnaden, ungefärbten, treuen Herzens; wo er steht, tut dir keinen Schaden / auch die Pein des größten Schmerzens. Kreuz, Angst und Not kann er bald wenden, ja auch den Tod hat er in Händen. Gib dich zufrieden!

3. Wie dir’s und ändern oft ergehe, ist ihm wahrlich nicht verborgen; er sieht und kennet aus der Höhe / der betrübten Herzen Sorgen. Er zählt den Lauf der heißen Tränen und fasst zu Hauf all unser Sehnen. Gib dich zufrieden!

4. Wenn gar kein Einziger mehr auf Erden, dessen Treue du darfst trauen, alsdann will er dein Treuster werden / und zu deinem Besten schauen. Er weiß dein Leid und heimlich Grämen, auch weiß er Zeit, dir’s abzunehmen. Gib dich zufrieden!

5. Er hört die Seufzer deiner Seelen / und des Herzens stilles Klagen, und was du keinem darfst erzählen, magst du Gott gar kühnlich sagen. Er ist nicht fern, steht in der Mitten, hört bald und gern der Armen Bitten. Gib dich zufrieden!

6. Lass dich dein Elend nicht bezwingen, halt an Gott, so wirst du siegen; ob alle Fluten einhergingen, dennoch musst du oben liegen. Denn wenn du wirst zu hoch beschweret, hat Gott, dein Fürst, dich schon erhöret. Gib dich zufrieden!

7. Was sorgst du für dein armes Leben, wie du’s halten wollst und nähren? Der dir das Leben hat gegeben, wird auch Unterhalt bescheren. Er hat ein Hand, voll aller Gaben, da See und Land sich muss dran laben. Gib dich zufrieden!

8. Der allen Vöglein in den Wäldern / ihr bescheidnes Körnlein weiset, der Schaf und Rinder in den Feldern / alle Tage tränkt und speiset, der wird viel mehr dich Einzigen füllen / und dein Begehr und Notdurft stillen. Gib dich zufrieden!

9. Sprich nicht: >Ich sehe keine Mittel, wo ich such, ist nichts zum Besten.< Denn das ist Gottes Ehrentitel: helfen, wenn die Not am größten. Wenn ich und du ihn nicht mehr spüren, tritt er herzu, uns wohl zu führen. Gib dich zufrieden!

10. Bleibt gleich die Hilf in etwas lange, wird sie dennoch endlich kommen; macht dir das Harren angst und bange, glaube mir: es ist dein Frommen. Was langsam schleicht, fasst man gewisser, und was verzeucht (was sich hinzieht), ist desto süßer. Gib dich zufrieden!

11. Nimm nicht zu Herzen, was die Rotten / deiner Feinde von dir dichten; lass sie nur immer weidlich spotten, Gott wird’s hören und recht richten. Ist Gott dein Freund und deiner Sachen, was kann dein Feind, der Mensch, groß machen? Gib dich zufrieden!

12. Hat jeder selbst doch wohl das Seine, wenn er’s sehen könnt und wollte. Wo ist ein Glück so klar und reine, dem nicht etwas fehlen sollte? Wo ist ein Haus, das könnte sagen: >Ich weiß durchaus von keinen PlagenGib dich zufrieden!<

Paul Gerhardt 1607-1676