Buch: Ach Herr, wie lange noch? (Donald A. Carson)

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Das Buch „Ach, Herr, wie lange noch?“ von Donald A. Carson trägt den Untertitel: „Gedanken über das Leiden und andere Nöte“. Das Buch versteht sich weniger als ein Seelsorgewerk für akute Begegnungen mit Leid, ist aber für Christen geschrieben, damit sie auf Leid, das auch in ihrem Leben und in dem ihrer Lieben eines Tages kommen wird, besser vorbereitet sind. Carson versucht dabei nicht einmal so sehr, die Frage der Theodizee (Gottes Rechtfertigung angesichts des Leids in dieser Welt) in aller Ausführlichkeit zu beantworten, vielmehr gibt er viele kleine Denkanstöße, die darauf abzielen, den Lesern zu vermitteln, wie man ein christliches Weltbild entwickeln kann, das einem im Umgang mit dem Leid und Schwierigkeiten als Christ eine große Hilfe ist. Ein wichtiger Punkt ist dabei auch die Feststellung, dass Sündern – wie wir es (selbst als Christen) alle sind – an und für sich kein leidloses Leben verheißen ist oder gar „zusteht“. Die Welt leidet darunter, dass die Schöpfung durch die Sünde des Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurde und unter alledem ächzt, wie Paulus es sinngemäß auch im Römerbrief beschreibt.

Eine andere, sehr ausgiebige Problematik, die Carson im Buch ausgiebig diskutiert, ist die Frage nach Gottes Vorsehung und dem Leid, das er „zulässt“. Wie können wir dabei Vertrauen zu Gott fassen? Wie können wir dabei vermeiden, in einen nicht gerechtfertigten Fatalismus zu verfallen, den man oft aus den Auffassungen, die mit der Lehre von Gottes Vorsehung und Erwählung zusammenhängen, als Konsequenz ableitet?

Interessant auch das Kapitel über Hiob, wo es besonders um die Vorstellungen Hiobs und seiner Freunde geht, was Gott dazu sagte und was uns dies alles sagt. Das Buch ist sehr lesenswert und lohnt sich meines  Erachtens nach sehr, weil der Autor – wie so oft in seinen Veröffentlichungen– gründlich und nachvollziehbar argumentiert, was gerade bei diesem Thema sehr wichtig ist – aber gewiss nicht nur da. Vom Anspruch her sollte das Buch einer recht breiten Leserschaft hilfreich sein können.

http://www.cbuch.de/product_info.php?products_id=2900

http://www.betanien.de/verlag/muster/Ach_Herr_Auszug.pdf

Verlagstext:
Der Neutestamentler Donald A. Carson hat sich in diesem Buch mit der schwierigen Frage des Leidens in Bezug auf den christlichen Glauben biblisch-theologisch auseinandergesetzt. Dabei spricht er fast alle Fragen des so genannten „Theodizee-Problems“ (wie vereinbart sich ein guter Gott mit der Existenz des Bösen?). Erfreulich ist, dass Carson als Exeget den Bibeltext auslegend an das Thema herangeht und die relevanten Texte zumeist gründlich analysiert. Aber auch persönliche und geistliche Erfahrungen und Einsichten des Autors kommen zum Tragen.
Er räumt in seiner Darstellung mit vielen unbiblischen christlichen Überzeugungen auf. So hinterfragt er z.B. eine charismatische „Wohlstandstheologie“ und hält dem eine biblisch begründete „Kreuzestheologie“ entgegen, die deutlich macht, dass mit dem Glauben eben nicht alles automatisch gut läuft und Gott immer nur Gesundheit und Glück schenken will. Daneben macht er auch nicht davor Halt deutlich zu machen, dass Gott souverän ist und auch hinter dem Bösen steht (wenn auch anders, als hinter dem Guten) und alles seiner Herrschaft unterworfen ist.
Es ist eine grundlegende Fragestellung, die jeden Menschen auf die ein oder andere Weise betrifft. Dieses Buch will aber nicht nur Trost schenken, sondern in erster Linie Christen darüber aufklären, dass das Leiden nicht ohne Gottes Willen geschieht und das es unsererseits kein Recht und keinen Anspruch an Gott für ein leidenfreies Leben gibt.