Ronald Senk hat vor einiger Zeit eine kurze Predigt-Reihe über sogenannte Irrtümer christlicher Frömmigkeit gehalten. Das Ganze ist sehr interessant und bedenkenswert, weil er besonders Dinge anspricht, die oft geglaubt werden, die aber selten hinterfragt werden, weil sie besonders fromm und vielleicht einleuchtend klingen.
In der Regel ist es so: Besonders als junger, frischer und hochmotivierter Christ saugt man nahezu alles Mögliche auf, was man von Christen und in christlichen Kreisen zu hören bekommt. Das ist per se nichts schlechtes, sondern an sich relativ normal. Wie soll man denn, wenn man noch recht wenig Verständnis entwickelt hat, das alles, was man so hört, denn beurteilen? Deswegen sind Verse wie „Prüfet alles, das Gute aber behaltet“ sicherlich keine Aufforderung, der jemand mit arg begrenzter Bibelkenntnis und arg begrenztem Verständnis überhapt nachgehen könnte.
Deswegen brauchen unerfahrenere Christen eben auch Leute um sich herum, die gesunde und gute Lehre weitergeben und Irrtümer korrigieren. Irrige Lehre führt oft zu irrigen Vorstellungen und je nachdem wie diese geartet sind, kann das mitunter einfach auch sehr dumme Folgen haben, was das praktische Handeln angeht. Nur, weil etwas besonders fromm klingt, muss es noch lange nicht richtig sein und es ist gut und legitim, einfach auch Dinge zu hinterfragen, die in manchen Kreisen gemeinhin geglaubt werden, die aber nicht wirklich aus der Bibel ableitbar sind.
Falls jemand die Vorträge überzeugend findet, möchte ich nicht, dass man die Vorträge oder deren Inhalte nimmt, und dann gleichsam Andersdenkenden um die Ohren schlägt. Ebenso bin ich kein Freund von Kommentar-Schlachten wegen Kontroversen, die womöglich durch die eine oder andere Ausführung ausgelöst werden könnten.
Die Vorträge sind im Predigtarchiv der „Biblisch-Evangelischen Gemeinde Ostwestfalen-Lippe“ zu finden.
EDIT:
Einfach, weil es zur Kritik an den Vorträgen kam, die beklagte, die Vorträge seien teilweise (!) weder erbaulich, noch hilfreich + es werden auf nicht unbedingt besonders nette Art Verhaltensweisen von Christen angegriffen, möchte ich noch einmal die einzelnen Vorträge gesondert kommentieren und der Intention meinerseits etwas sagen, wieso ich diese Beiträge überhaupt online gestellt habe. Die Vorträge sind keine Vorträge, die ich erst seit ein paar Tagen kenne und nun aus einer gewissen Laune heraus online gestellt habe. So etwas tue ich i.d.R. nicht. Bevor ich mich beispielsweise daran gewagt habe, damals die „Shocking Message“ zu übersetzen und zu veröffentlichen, habe ich mehr als ein halbes Jahr recherchiert und habe Zeit gebraucht, mir die Hintergründe anzuschauen, zu verstehen, was Paul Washer dort überhaupt sagen wollte. Ich bin so was von gegen „Nachplappern“, was man irgendwo mal in einem Nebensatz aufgeschnappt hat. Ich bin dafür, dass wir Denken, auch Denken lernen, Argumente zu bewerten auf ihre Stichhaltigkeit hin.
Wenn ich irgend eine Aussage über Gott treffe, dann will ich Sorgfalt walten lassen. Ich will nicht plump wiederholen, was Prediger X oder Theologe Y gesagt haben, rein, weil mir die Aussage gefallen hat. Das ist kein Maßstab. Deswegen stelle ich hier auch Predigten ein, aber nicht ohne den Hinweis, die Dinge, die hier gesagt werden, auch zu studieren und nachzuprüfen. Und wenn sich Dinge als zweifelhaft oder nicht richtig erweisen, dann bin ich bereit zu Korrektur. Ich habe beispielsweise eine ganze Predigt ( 80 Minuten ) von Paul Washer übersetzt und vorliegen, die mich ne Menge Arbeit gekostet hat, in der eine Menge richtiger Sachen gesagt werden. Während des Übersetzens kamen mir aber über einige zentrale Aussagen in dieser Predigt schon Zweifel und nun, das Video ist schon lange vollständig fertig, ich habe es auf meinem Rechner vorliegen, aber ich lasse dieses Video, das mich viel Zeit und Arbeit gekostet hat, auf meinem Rechner und stelle es nicht ins Netz, weil ich es nach langer Prüfung nicht guten Gewissens weitergeben kann. Vielleicht werde ich davon noch ein paar bedenkenswerte Ausschnitte aus der Predigt veröffentlichen, aber nicht das ganze Video.
Was ich nur sagen möchte ( es gibt hier nicht um Arbeit, die ich mir scheinbar vergeblich gemacht habe – dem ist sicher nicht so ) : Was ich hier veröffentliche, sind in aller Regel keine Schnellschüsse oder nicht durchdachte Aussagen. Ich glaube, dass es unter uns Christen eine Menge nicht durchdachter Dinge gibt, die einfach immer weitergegeben werden, die aber schlicht falsch sind und gelegentlich durchaus Schaden anrichten können. Und mit Schaden meine ich nicht Leid an sich, sondern teilweise Sünde, teilweise ein falsches Verständnis von zentralen Dingen, welches den Gläubigen auf Abwege bringen KANN.
Die folgenden Vorträge sind keine erschöpfenden Analysen mit unendlich vielen Belegen für die Thesen. Dennoch sind die Vorträge fundiert und zentrale Aussagen und Punkte werden anhand der Schriftnachvollziehbar nachgewiesen. Das alles soll kein sogenanntes „Gebashe“ sein, wie man es Internet-Neu-Deutsch nennt ( „bashen = auf Auffassungen anderer eindreschen und einzuschlagen, um den anderen als ignorant abzustempeln und arrogant die Richtigkeit der eigenen Auffassung zu präsentieren ) , sondern es soll eine Korrektur darstellen, die auch dem einzelnen Gläubigen helfen kann, über Dinge nachzudenken, die von Traditionswegen gesetzt und eindeutig scheinen.
1. Irrtümer christlicher Frömmigkeit 1: Christusähnlichkeit
Kommentar: Warum dieser Vortrag? Es geht hier um eine zentrale Frage im Glaubensleben. Wie gestaltet sich die praktische Heiligung in meinem Leben? Was ist bei der Wiedergeburt geschehen? Was geschieht nach der Wiedergeburt? Wird mein innerstes Wesen verändert? Sprich: Wird durch Gottes Wirken in meinem Leben meine Sündennatur tatsächlich verändert, so dass ich aufgrund einer Veränderung / Verbesserung meiner Sündennatur weniger sündige? Ronald Senk formuliert das Ganze ein wenig anders, aber das ist das Thema dieses Vortrages. Senks Antwort ist: Nein! Wir bleiben immer versuchbar und ansprechbar für Sünde. Gleichzeitig erklärt er auch, dass ein Christ, der nicht in Gottes Erziehung und Heiligung lebt, die einem jedem Kind Gottes zuteil wird, wenig Grund hat, sich als ein solches zu bezeichnen. Das primäre Ziel ist, zu zeigen, dass wir als Gläubige täglich von Gottes Gnade und seiner Vergebung abhängig sind und aus dieser Gnade heraus ganz praktisch leben können. Vielleicht mag einer denken: Toll. Und was soll ich jetzt damit anfangen? Nun. Die Frage ist eben: Wie bzw. wo findet Heiligung statt? Findet sie primär durch den Glauben in meiner Gesinnung statt oder primär in einer wesensmäßigen Veränderung meiner Sündennatur? Wenn ich hier falsch denke, könnte ich der Täuschung erliegen, ab einem gewissen Punkt der Heiligung nicht mehr / bzw. weniger versuchbar zu sein. Ich muss wissen, dass ich versuchbar bin und wie ich damit umzugehen habe. Auch deswegen ist dieser Vortrag wichtig. Ebenso wird, wenn auch nicht offen, aber doch unterschwellig praktisch mit einem falschen Verständnis die Bedeutung der Rechtfertigung vernachlässigt.
2. Irrtümer christlicher Frömmigkeit 2: Stille Zeit
(PDF)
Kommentar: Warum dieser Vortrag? Das hier dürfte sicherlich ein Vortrag sein, der dem einen oder anderen nicht so leicht heruntergeht. Und das ist verständlich. Es wird viel an Frömmigkeit / Frömmigkeitspraxis angegriffen, die so manchem Christen sehr wertvoll und lieb ist. Zu aller erst: Ich möchte nicht, dass dieser Vortrag in der Weise verstanden wird, dass er sich gegen persönliches Gebet und Bibellesen wendet. Das ist absolut nicht der Fall. Beides sind Dinge, die wichtig sind. Die Kernthese Senks ist aber, dass wir regelmäßiges Bibellesen und Gebet, speziell morgens – nicht zum Gradmesser von Geistlichkeit / gesundem Glauben machen dürfen. Wir haben biblische Vorbilder, von denen wir wissen, dass sie eine gewisse Regelmäßigkeit im Gebet hatten ( z.B. Daniel ) und so was kann sehr gut sein. Aber wenn ich anfange zu sagen, dass der Tag nur gelingen kann, wenn ich morgens eine Stunde lang Bibel gelesen und gebetet habe, dann stimmt etwas nicht. Weiterhin spricht Senk etwas an, was mir einmal schier das Genick gebrochen hat. Nämlich die Frage danach, wie ich Gottes Führung suche. Er nimmt exemplarisch Jim Elliott ( der sehr jung als Märtyrer starb und zweifellos ein Vorbild ist, was Opferbereitschaft angeht ) um zu zeigen, wie Gläubige manchmal mit der Schrift und dem Gebet umgehen und die Führung Gottes suchen. Ich habe es teilweise so gemacht und es hat mir schier das Genick gebrochen als Gläubiger. ( Falsche Lehre. Falsche Erwartungen. Falsches Ergebnis. Gebrochener Glaube ) . Und speziell dieser Vortrag hat mir einige Zeit danach geholfen, meinen Irrtum zu erkennen und mein Verständnis vertieft und meinen Glauben gefestigt.
Hintergrundmaterial zu den ersten beiden Beiträgen:
https://lannopez.wordpress.com/2010/10/16/buch-christus-allein/
https://lannopez.wordpress.com/2011/01/12/buch-wie-erkenne-ich-den-willen-gottes-schirrmacher/
3. Irrtümer christlicher Frömmigkeit 3: Schlussfolgerungen aus Lukas 16
Kommentar: Warum dieser Vortrag?: Umgang mit Geld / Reichtum + Genügsamkeit der Schrift. Nicht das Geld ist eine Wurzel allerlei Übels, sondern die Liebe zum Geld. Ebenso wird auf das allseits beliebte Thema des „Zehnten“ eingegangen. Auch geht Senk auf Abrahams Worte zum reichen Mann ein: „Wenn sie schon auf Mose nicht gehört haben, würden sie auch nicht hören, wenn jemand aus den Toten auferstehen würde“ – sinngemäßes Zitat. Besonders das Thema Geld kann immer wieder eine sehr spezielle Sache sein, je nach Gemeinde und Tradition.
4. Irrtümer christlicher Frömmigkeit 4: Die Gewissensfrage anhand Römer 14
Kommentar: Warum dieser Vortrag? Römer 14 ist ein Text, der für so manche Aussage herangezogen wird. In Römer 14 steht die christliche Ethik im Vordergrund, speziell, was z.B. bestimmte Speisen angeht, die wegen ihrer Herkunft ( es handelte sich um Götzenopferfleisch ) von manchen nicht guten Gewissens verspeist werden konnten, von anderen hingegen schon. Manchmal sorgen diese Verse für viel Verwirrung, weil Kontext und Gesamtzusammenhang nicht beachtet werden.
Als .pdf liegt noch vor:
Sonntag, Sabatt oder Ruhetag im Licht der Bibel (PDF)
Kommentar: Warum dieser Vortrag: Es wird ja immer wieder vertreten, dass der Sonntag oder Sabatt auch heute noch ein verbindlicher Feiertag sei. Das meist nur Inkonsequent, weil kaum einer sich die tatsächlichen Sabatt-Gebote hält. Diese Auffassungen werden hier widerlegt.
Mission – Priorität Gottes für die Gemeinde (PDF)
Kommentar: Warum dieser Beitrag? Diesen Artikel halte ich für bedenkenswert, weil einem das, was er mitunter beschreibt, immer wieder begegnen kann. Ich möchte nicht, dass der Eindruck entsteht, dass der Beitrag an und für sich gegen Mission, gegen die Verkündigung des Evangeliums gerichtet ist. Es ist auch nicht gegen die Existenz von Missionaren oder Missionsgesellschaften an sich gerichtet. Es geht vielmehr um die Gewichtung, das das Unternehmen Mission an und für sich haben sollte.