In nächster Zeit möchte ich ein wenig von den Büchern vorstellen, die sich als Literaturhinweise in der PDF zu James Whites Vortrag „Die Zuverlässigkeit des Neuen Testamentes“ finden. Das Buch, das ich jetzt vorstellen möchte, stammt aus dem Jahr 2005 und ist vom zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen Literaturwissenschaftler, Historiker und Papyrologen Carsten Peter Thiede verfasst worden.
Das Buch trägt den Titel „Der unbequeme Messias – Wer Jesus wirklich war“ und ist im Brunnen-Verlag erschienen. Das Buch teilt sich in neun Kapitel, darunter finden sich Kapitel wie „Hat es Jesus wirklich gegeben?“, „Ist Jesus wirklich am Kreuz gestorben?“ und „Für wen hielt Jesus sich selbst?“. Was ich an diesem Buch sehr schätze, ist, wie Thiede anhand seiner Kenntnisse der Zeitgeschichte Jesu und der damaligen jüdischen Kultur die Person und den Anspruch Jesu verständlich macht. Das Buch ist sehr flüssig zu lesen und gerade auch für den interessierten Laien, zu denen ich mich zähle, durchaus brauchbar.
Dabei ist es nicht so, dass Thiede in diesem Buch mit seinen Erörterungen jeweils sehr ins Detail gehen würde, er lässt aber, fast beiläufig jede Menge an Hintergrundwissen und Fakten einfließen, die man vielleicht in dieser Zusammenstellung und in dieser Kombination selten liest. Und dadurch, dass die gegebenen Informationen nicht isoliert und für sich allein stehend präsentiert werden, entsteht ein Gesamtbild von Jesus, das man so vielleicht noch nicht gesehen hat. Und durch diesen Ansatz, denke ich erleuchtet Thiede auf sehr interessante und beachtenswerte Weise den Bibeltext. Man bekommt mehr einen Eindruck von der historischen Dimension des Bibeltextes, die ja auch die Bibelkritik seit vielen Jahren eher geleugnet bzw. umgedeutet hat. So unterscheidet man dort zwischen dem „historischen“ ( dem realen ) und dem „biblischen“ ( dem von den Christen „erfundenen“) Jesus.
Thiede plädiert in diesem Buch mit seinen auf seiner Forschung basierenden Ausführungen dafür, dass der „historische“ und der „biblische“ Jesus sich durchaus decken, also ein und dieselbe Person sind und dass Jesus wirklich der ist, für den ihn die Bibel hält.
Thiede ist sicherlich kein Autor, den man gesondert der evangelikalen Szene zuordnen würde, auch weil manche seiner Bücher bei römisch-katholischen Verlagen erschienen sind und er selbst Anklikaner war.
Dass das Buch bei Glaubenskritikern nicht unbedingt großer Beliebtheit erfreut, ist verständlich, natürlich schreibt Thiede als Christ und nicht als“neutraler“ Wissenschaftler (den es ohnehin nicht gibt). Der Glaubensfeind deutet die Fakten in die eine Richtung, der Gläubige in die andere. Dennoch weiß Thiede zu argumentieren und seine Auffassungen nachvollziehbar darzulegen. Das Buch verfügt über keine Liste von Literaturhinweisen, was auch mit Thiedes unerwartetem Tod zusammenhängen könnte. Deswegen mag der Text auf der Rückseite des Buches vielleicht etwas irreführend sein. Zu „fundiert“ gehören für mich dann eben doch auch Quellenangaben. Dies ist aber verschmerzbar.
Hier ein Interview mit Carsten Peter Thiede auf Bibel-TV:
Vielleicht an dieser Stelle noch ein Wort zur christlichen Apologetik im Allgemeinen:
Wir als Christen glauben dem Zeugnis der Bibel – ohne den auferstanden Jesus tatsächlich gesehen zu haben. Wir haben auch keine letzten Beweise für seine Auferstehung oder die Wahrheit der Bibel. Natürlich gibt es eine Menge naturwissenschaftlicher Fakten, die m.E. kaum dazu taugen, den christlichen Glauben zu widerlegen, ihn hingegen eher bekräftigen, aber wir als Christen glauben auf das Zeugnis der Schrift hin, nicht aufgrund eines letzten Beweises, den wir irgendwem liefern könnten. Wir glauben, dass Jesus Christus in der Schrift tatsächlich gesprochen hat, wir glauben, dass Gott in seinem Sohn zu uns gesprochen hat und sich uns so offenbart hat.
Diese Offenbarung mag bekräftigt werden durch archäologische Funde, mag bekräftigt werden durch wissenschaftliche Fakten, aber unser Glaube stützt sich auf die Schrift, auf Jesu Worte und Taten, die uns über die Apostel überliefert worden sind.
„Denn wir sind nicht klug ersonnenen Fabeln gefolgt, als wir euch die Kraft und Wiederkunft unsres Herrn Jesus Christus kundtaten, sondern wir sind Augenzeugen seiner Herrlichkeit gewesen.“ (2. Petrus 1, 16)
Das ist im Ansatz nicht anti-intellektuell, sondern liegt einfach in der Natur der Sache, dass ich geschilderte Ereignisse aus der Vergangenheit eben nicht bis ins Letzte prüfen oder beweisen kann. Die Frage, die sich dann eben stellt, ist die: Wem glaube ich nun? Was ist die Quelle, auf die Verlass ist?