Wie macht man ein ordentlich übersetztes (christliches) Video?

Was braucht man um ein christliches Video ORDENTLICH zu übersetzen, zu untertiteln und zu gestalten?

Achtung: Diese Tipps gelten jetzt nicht unbedingt für jemanden, der mal einen kurzen Clip übersetzen will. Der soll sich durch diese Aufzählung jetzt nicht abschrecken lassen. Diese Tipps richten sich an solche, die so was im „großen Stil“ tun wollen, aber sich nicht so ganz klar darüber sind, WIE man so was tun kann. Ich selbst bin in diesen ganzen Sachen Laie. Ich denke, das sieht man, ich kann nicht mithalten mit denen, die so was beruflich machen und damit auch Geld verdienen. Hier geht es auch nicht darum, wie man ein „schönes“ Video gestaltet, es geht lediglich darum, wie man vielleicht halbwegs ordentlich und strukturiert arbeiten kann um zu halbwegs ordentlichen Ergebnissen zu kommen.

Vorweg: Mir ist klar, dass die folgenden Punkte recht hohe Ansprüche stellen. An die braucht sich niemand zu halten, die sind nirgendwo festgeschrieben und all das, was hier beschrieben wird, muss man in aller Regel mühsam erlernen und hat das nicht von heute auf morgen intus. Aber, gerade, wenn man Videos online stellt und veröffentlicht, dann macht man das ja auch für Zuschauer, die tatsächlich von der Arbeit profitieren sollen. Wenn ich meine Arbeit schlampig mache, schade ich ja letztlich dem, der von meiner Arbeit profitieren soll und deswegen denke ich, dass wir besonders als Christen auf die Qualität unserer Arbeit achten sollten. Und das soll jetzt nicht böse klingen, aber manchmal ist es nicht unbedingt ideal, wenn man „es zwar gut meint, es aber halt nicht so gut macht“

1. Ein übersetzenswertes Video

Nicht all zu viele Videos und Clips sind wirklich übersetzenswert. Fragen, die hier zu stellen sind, sind: Gibt es hierfür eine Zielgruppe? Gibt es Leute, die das anschauen und davon profitieren? Ist es inhaltlich richtig? Ehrt es Gott?

2. Ein gutes Sprachverständnis

…sowohl im Deutschen als auch in der Fremdsprache. Eine gute Übersetzung gibt es nur, wenn der Übersetzer den in der Fremdsprache Sprechenden versteht und nachvollziehen kann, was er sagt und wenn der Übersetzer im Deutschen so firm ist, dass er die Gedankengänge in der Fremdsprache adäquat im Deutschen rüberbringen kann. Es geht nicht um wortwörtliches, sondern um sinngemäßes Übersetzen.

3. Hintergrundwissen

Jemand, der gut übersetzt, verfügt über einen gewissen Fundus an Hintergrundwissen, den er nahezu unbemerkt mit in die Übersetzung einfließen lässt. Deswegen beschäftigt man sich ausführlich mit der Thematik des Videos und/ oder dem Prediger, dessen Video man übersetzt. Man kann kein Video über die Überlieferung des Textes des Neuen Testamentes übersetzen, wenn einem Begriffe wie „Lesart“, „Textus Receptus“ und „Papyrus“ nicht vertraut sind. Man geht nicht in völlig unbekanntes Terrain und sagt sich: „Da ist ein Thema, das mich interessiert, ich übersetze mal ein Video dazu“. Nein. Sinnvoll ist es zu sagen: „Da ist ein Thema, mit dem ich mich schon oft beschäftigt habe und über das ich viel weiß, dazu sollte ich ein Video übersetzen!“

4. Sorgfalt in der Recherche

Hintergrundwissen, das man noch nicht hat, sollte man sich während des Übersetzens aneignen. Sonst ist die Gefahr groß, dass es zu Missverständnissen kommt. Man setzt sich ja auch während des Übersetzens mit der Thematik auseinander und betrachtet nicht nur, was der Prediger zu sagen hat, sondern liest selbstverständlich die dazugehörigen Bibeltexte im Zusammenhang oder forscht nach, wer diese oder jene Person war, die der Prediger erwähnt. Mir ging es einmal sogar so, dass ich während des Übersetzens eines 60+(Minuten)-Videos feststellte, dass ich in einigen Punkten die Position des Predigers nicht vertreten konnte. Ich habe das Video tatsächlich fertig gestellt, aber habe es nicht hochgeladen, weil ich da so nicht dahinter stehen kann. Ich finde es wichtig, dass man die Position eines anderen nicht einfach übernimmt, sondern selbst auch nachdenkt.

5. Eine gute und zuverlässige  Hardware

Man kommt mit dem Arbeiten am Rechner nur schwer voran, wenn die Hardware, die man nutzt, auch wirklich für den Zweck geeignet ist. Programmabstürze, Verlust von Daten, ausgebremst werden durch mangelnde Leistungsfähigkeit des Rechners erschwerden das Arbeiten unheimlich. Konkret reicht heutzutage ein ordentlicher Dual-Core-Prozessor, eine 512 MB-Grafikkarte, 4 GB Arbeitsspeicher und ein wenigstens ordentliches und aktuelles Betriebssystem (z.B. windows 7), will man einigermaßen sinnvoll arbeiten.

6. Eine gute und geeignete Software

Ja, man kann auch Videos mit dem Windows Movie Maker machen. Kann man. Für sinnvolles Arbeiten braucht es meines Erachtens aber wenigstens ein Programm für Hobby-Film-Schneider wie den Cyberlink PowerDirector, mit dem man ordentlich Untertitel unter ein Video setzen kann. Auch sollte man wenigstens über gängige und gute Freeware Programme für Bild, Text und Ton-Bearbeitung verfügen und ein Konverter für Audio und Video-Dateien ist in aller Regel auf Dauer auch unerlässlich.

7. Erfahrung mit der Technologie

Um die Hardware und Software, die man gebraucht, auch wirklich sinnvoll gebrauchen zu können, braucht man ein gewisses Verständnis für und eine Erfahrung mit der Funktion. Das heißt, man muss in eine Software eingearbeitet sein, man muss sie beherrschen, sonst wird man mit ihr wenig zustande bringen. Genauso wenig wie eine hochwertige Canon DSLR jemanden zu einem guten Fotografen macht, macht eine Ausstattung mit den tollsten Adobe-Produkten jemanden zu einem guten Mediengestalter.

8. Ein wenig Verstand und Kreativität

Manchmal ergeben sich unerwartete und recht schwer zu lösende Probleme, sei es beim Übersetzen selbst oder beim Gestalten des Videos. Um diese verhältnismäßig elegant im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu lösen, muss man oft selbst auf bestimmte Kniffe und Tricks kommen. Die sagt einem in der Regel keiner, auf die kommt man selbst. Diese Fähigkeit macht manchmal ganz schön was aus.

9. Schwerpunkt auf Inhalt, weniger auf Stil

Ich hab nur ganz wenige Videos, die von ihrer Gestaltung eine ein wenig aufwändigere Entstehung hinter sich haben. Warum? Je aufwändiger die Gestaltung, umso mehr Zeit braucht man. Und wenn man die nicht hat, dann muss man sich eben entscheiden. Setze ich mehr Mühe und Arbeitskraft in den Inhalt oder in die künstlerisch-gestalterische Präsentation, die nicht automatisch einen tatsächlichen Gewinn an Qualität darstellt. Ganz ehrlich: Ich würd mich sehr gern in gewisse Bildbearbeitungsprogramme einarbeiten, würde sehr gern lernen, wie man aufwändige Animationen gestaltet, aber man muss letztlich Prioritäten setzen.

10. Einheitlicher Stil

Ein Video sollte für sich betrachtet wie aus einem Guss wirken und eine Sammlung von Videos sollte in ihrer Machart so gestaltet sein, dass sich immer wieder stilistische Ähnlichkeiten ergeben. Beispiel: Ganz typisch für mich ist z.B. dass ich oft Videos verkleinert in einem bunten Rahmen in der oberen Bildhälfte des Videos auf einem bunten Untergrund darstelle, u.a. damit ich keine Schriftzüge im Gesicht des Predigers habe oder, weil das Video-Bild nur in 320 auf 240 Pixel vorlag. Das habe ich einmal angefangen und habe es stilistisch beibehalten, weil es einfach und praktisch ist und nicht so fade ausschaut.

11. Eine Liebe zu den Video-Verweigerern

Es kann sehr mühsam sein, 40, 50 oder 60 Minuten ein untertiteltes Video zu betrachten. Lesen geht schneller und flexibler (Text ausdruckbar!). Manche Leute haben auch nicht eine so schnelle Internet-Verbindung und lesen daher lieber. Deswegen sollte man den übersetzten Text immer auch aufbereiten oder zumindest ordentlich lesbar zur Verfügung stellen. Wenn mir jemand eine Predigt empfiehlt, überfliege ich auch lieber eine Abschrift der Predigt als sie mir ganz anzuhören. Das spart Zeit und man kann sofort zum Wichtigen springen.

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Typische Anfängerfehler und wie man sie korrigiert

Hier möchte ich Fehler auflisten, die ich gemacht habe, die ganz typisch sind, wenn man christliche Videos übersetzt.

1. Wortwörtliche Übersetzung

Man klebt so am fremdsprachigen Text, dass man sogar die Struktur der Sprache ins Deutsche bringt. Wenn der englische Satzbau sich noch klar im deutschen Text widerspiegelt und das ständig, dann hat man diesen Fehler begangen.

Korrektur: Üben, sinngemäß zu übersetzen. Das setzt voraus, dass man tatsächlich versteht, was jemand sagen will und dann dieses Verstandene in eigenen Worten ausdrücken.

2. An den Lippen des Predigers kleben

Man übersetzt jedes Räuspern, jedes „mhhhh….“, jeden angefangenen und nicht vollendeten Satz einer Predigt und bringt dadurch jede Menge Chaos in seine Übersetzung.

Korrektur: Beim Korrekturlesen des eigenen Textes darauf achten, dass sich der Text FLÜSSIG liest. Keine abgehakten oder lediglich angefangenen Sätze. Diese entweder weglassen oder so ergänzen, dass sie sich vollständig und sinnig in den Gesamtzusammenhang einordnen.

3. Fachterminologie falsch im Deutschen widergeben

Passiert sehr leicht und unbewusst. Denke man bspw. an theologische Begriffe, die in reformierten Kreisen üblich sind. Ein „limited atonement“ übersetzt man in aller Regel mit „begrenzter Sühnung“. Je nach Englisch-Deutsch Lexikon, könnte man aber auch „beschränkte Erlösung“ oder „eingeschränkte Versöhnung“ übersetzen.

Ähnliches würde bestimmt auch im Zusammenhang mit der Überlieferung der Bibel vorkommen. Aus „reading“, das mit „Lesart“ zu übersetzen ist, was man weiß, wenn man einschlägige Literatur dazu gelesen hat, würde man vielleicht „Lesung“ oder „Auslegung“ machen – je nach Lexikon.

Korrektur: Theologisches Wissen ansammeln. Wenn man das nicht hat, ist man verloren, sobald solche Begriffe ins Spiel kommen. So geht es einem überall, wenn „Fachwissen“ gefragt ist und so manche Predigt kommt ohne Fachwissen nicht aus.

4. Verzicht auf ordentliche Hardware und Software:

Man kann sich hier das Leben so schwer machen. Ein Rechner, der die benötigte Leistung nicht stemmen kann, macht nur Probleme.

Korrektur: Ich bin der Überzeugung, wenn man schon am Rechner sinnvoll arbeiten will, sollte man auch Geld für einen ausgeben, mit dem zu arbeiten ist. Ich hab keinen teuren Rechner, ich bin da eher Minimalist, ich brauch nicht die teuerste, schnellste, beste Modell. Ich möchte aber etwas, mit dem man vernünftig arbeiten kann. Dafür muss man nicht so arg viel Geld ausgeben. Ich kenne Leute, die 5000 Euro in einen Rechner investieren. Ja, es gibt Menschen, die so was tatsächlich beruflich brauchen. Aber für diese Zwecke hier reichen, wenn man nach guten Angeboten Ausschau hält, locker 1/10 davon.

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Frage: Wäre es interessant, würde ich eine Art Tutorial-Videos hochladen als eine Art Schnell-Kurs wie so eine Entstehung eines übersetzten Videos praktisch aussehen kann? Hat jemand ganz praktisches Interesse an so was? Reine Neugierde ist für mich aber kein Grund solche Tutorial-Videos zu gestalten.