Einen wirklich gelungenen Film findet man in dem Film Amazing Grace, in dem es nicht so sehr um das titelgebende Lied und seinen Autoren geht, sondern um den Politiker und Theologen William Wilberforce , der sich aktiv gegen die Sklaverei, besonders, wie sie sich unter England als Kolonialmacht entwickelt hatte, anging. Ein sehr mühsames Unterfangen, war es doch wirtschaftlich sehr praktisch, Menschen als Sklaven auszubeuten.
Die Verfilmung ist, was Kostüme, Ausstattung und filmisches Handwerk angeht sehr gut aufgestellt. Ich denke, der Film ist absolut sehenswert. Etwas irreführend ist der Text auf der Rückseite der DVD/Blu-Ray, weil dort der Eindruck erweckt wird, im Film ginge es um die Entstehung des berühmten Liedes „Amazing Grace“, das inzwischen auch im säkularen Bereich bekannt und beliebt ist, vermutlich ohne, dass man so recht versteht, welchen Hintergrund das Lied hat und was es aussagt. Das Lied geht auf einen Sklavenhändler namens John Newton zurück, der zum Glauben an Jesus Christus fand und sich dann vom Sklavenhandel abwandte, weil er diesen nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren konnte. Dieser John Newton wird im Film nur am Rande erwähnt.
Interessant sind die Gedanken und die Fragestellungen, die dieser Film aufwirft. Kann und soll ein Christ in die Politik gehen? Kann und soll ein Christ sich sozial engagieren? Je nachdem, in welche Kreise man kommt, wird das entweder eher befürwortet und unterstützt oder eher abgelehnt und davor gewarnt, nicht zu massiv auf sozialen Einsatz zu setzen, weil man fürchtet, dass dabei das eigentliche Evangelium, das zuerst einmal nicht so sehr auf die zeitlichen Bedürfnisse und Nöte fixiert ist, dabei unter den Tisch fallen könnte. Und in der Tat: Wenn man am Ende von Christen den Eindruck hat, sie sind halt nette Menschen, die helfen, die aber sonst keine wirkliche Botschaft haben, läuft wohl etwas schief. Andererseits frage ich mich, inwiefern es eine gesunde Einstellung ist, sich den Nöten der Menschen um sich herum zu entziehen und sein Christsein auf die persönliche Frömmigkeit („Ich lese ja Bibel, bete und gebe brav Zeugnis, wenn ich mit jemandem über den Glauben spreche“) zu beschränken, indem man sagt: „letztlich geht es nur um das ewige Heil“ und die Welt wird ja bald ohnehin untergehen“ (als ob man wüsste, was die Zukunft bringt): „Also treffen wir uns in der Kirche, hören eine Predigt, singen miteinander und gehen wieder nach Hause und sondern uns von der Welt ab. Denn das ist ja Gottes Wille wie er in der Bibel steht“.
William Wilberforce war Christ und Aktivist. Das braucht sich meines Erachtens nicht ausschließen. Ich denke, es ist aber immens wichtig sich zu fragen, wofür und letztlich für wen man sich einsetzt. Als Christ dient man mit seinen Gaben ja primär und zuvorderst Gott. Weil seine Liebe zuerst da war und den Christen ergriffen hat. Dann dient man aber auch den Menschen. (Man denke an die beiden Großen Gebote 1. Gott von ganzem Herzen, mit ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und 2. Den nächsten zu lieben wie sich selbst). Und es ist auch wichtig, sich immer wieder Gedanken zu machen, wofür man seine Zeit einsetzt. Ich habe selbst habe viele Stunden meines Lebens allein vor dem Computer mit Videospielen verschwendet. Ich will hier nicht sagen, dass es speziell im gemeinsamen Beisammen-Sein, keine Spiele geben sollte, gar nicht: Ich denke, Spiele haben durchaus ihren Reiz und können was Schönes sein – auch manche Videospiele.
Aber ich erachte die viele Zeit, die ich in die Selbstbefriedigung Videospiel gesteckt habe, als verlorene Zeit. Ich hätte so viele gute Dinge tun und lernen können. Aber ich habe es nicht getan. Als mich damals das Evangelium erfasste, durfte ich mehr und mehr sehen und lernen, wofür es sich lohnt, Zeit zu investieren. Von Wilberforce kann man lernen, wie sehr es sich lohnt, Zeit in Gott zu investieren und wie sehr es sich lohnt, Zeit in seine Mitmenschen zu investieren. Vor allem auch deswegen halte ich den Film für sehenswert.
Verlagstext:
http://www.gerth.de/index.php?id=details&sku=924735
Eine der berühmtesten Geschichten der Welt als opulenter Kostümfilm sensationell verfilmt: Der Idealist William Wilberforce (Ioan Gruffudd) manövriert sich durch das britische Parlament des 18. Jahrhunderts mit dem Ziel, den britischen Sklavenhandel abzuschaffen – auch wenn er sich dabei mit übermächtigen Gegnern anlegen muss und sich viele Feinde macht.