Im Glauben kommt es sehr leicht zu ungünstigen Entwicklungen, die zu einem Ungleichgewicht führen. Wie wirkt es, wenn man selbst ein Leben führt, das nicht spürbar von Liebe und Dankbarkeit geprägt ist, wenn man dann anderen Leuten erzählt, wie wichtig und toll es sei, an Jesus Christus zu glauben?
Der Text des Videos:
Vor ein paar Jahren, ich geb euch das mal als Beispiel, da nahm ich meine Frau mit mir in eine Gemeinde, der sehr, sehr streng war bzgl. Kleidung etc., das war in einem anderen Land, wo ich schon zuvor gepredigt hatte und Gott sehr gewirkt hatte und wir kamen gerade durch die Tür, da kam diese Frau direkt auf mich zu. Wisst ihr, meine Frau Charo, sie zieht sich wirklich nicht aufreizend an, aber sie zieht sich einfach normal an, sie trägt keine religiöse Tracht als sei sie eine Nonne, sie zieht sich einfach normal an. Diese junge Dame kam also her, und stellte sich mir in den Weg und folgendes sie sagte auch direkt vor den Ohren meiner Frau: „Bruder Paul, du predigst mit solch einer Kraft Gottes auf deinem Leben und Gott und Gott wirkt durch dich so sehr, wie kannst du nur mit einer Frau verheiratet sein wie ihr“?
Die Frau war eine hübsche junge Frau, nur hatte sie sich selbst fast schon etwas hager gemacht, sie trug ein Kopftuch, hatte kein Make-Up und sie wirkte einfach so bitter. Meine Frau sagte schlicht lächelnd und mit einem Augenzwinkern: „Hast du ein Foto von dir, bevor du gläubig wurdest?“
Und die Frau sagte: „Ja!“
Und Charo sagte: „Ich würde es gern sehen, hast du es dabei?“
Frau: „Hmm.. ja..?!?“
Charo: „O.k., darf ich es sehen?“
Diese Frau öffnete ihre Geldbörse und holte ein Foto heraus und man sah hier dieses lebhafte, wunderhübsche, lächelnde Mädchen mit ein klein wenig Make-Up im Gesicht, das dezent eingesetzt war. Charo schaute die Frau an und sagte: „Nun, ich hab dich lieber als Ungläubige“. Sie gab ihr das Bild zurück und sagte: „Was hat Jesus für dich getan? Alles, was ich hier sehe ist eine negativ eingestellte, kritische, hagere, freudlose Person, die vor mir steht. Ist es das, was Jesus für dich getan hat? Und ist es das, was Jesus der Welt geben will?“
Nun, der Punkt dabei, war, dass diese Frau kam um Wahrheit, oder was sie für „Wahrheit“ hielt, zu verkündigen, aber diese „Wahrheit“, die sie aussprach, die hatte keinen guten Effekt in ihrem Leben.
Vor einer Weile kam ein Typ zu mir her. Ich bin gerne hier in Alabama und ich liebe die Gemeinde, in der wir hier sind. Aber, auch weil ich als Missionar unterwegs war, mag ich eher kleinere Haus-Gemeinden. Ich neige eher zu einem einfacheren Lebensstil. Und doch liebe ich diese Gemeinde hier und denke, Gott hat mich herberufen. Jedenfalls kam da dieser Typ zu mir her und sagte: „Bruder Paul, du hast den geraden Weg verlassen!“.
Ich sagte: „Wirklich?“
Dieser Mann: „ja!“
Ich: „Wie meinst du das?“
Darauf meinte er, das sehe man daran, dass ich einen Chevrolet Blazer (SUV-Klasse) fahre (der im übrigens wenigstens noch läuft – wie lange noch, weiß ich nicht), weiter, dass ich ein normales Haus habe usw. Er zählte da verschiedene Dinge auf, z.B. dass ich inzwischen keine Kleider mehr trage, die Löcher haben. Er hat mein Leben quasi in allen Einzelheiten verrissen. Ich habe dem zugehört. Nichts davon konnte er eigentlich mit der Schrift begründen. Als er fertig war, sagte ich ihm: „Darf ich dir eine Frage stellen? Wie klappt deine Aufgabe als christlicher Ehemann und Vater?“
Der Mann: „Och ja, da hab ich so meine Probleme. Ja, ich geb zu, da hab ich wirklich Schwierigkeiten“
Ich: „Wie kannst du es dann wagen, mir all diese Dinge vorzuhalten, die du eigentlich nicht einmal als der Bibel entsprechend belegen kannst, während du Schwierigkeiten hast, einer der größten Verantwortungen vor Gott in deinem eigenen Leben nachzukommen?“
Er versuchte, an meiner Person Fehl zu finden, während in seinem Leben viele Dinge nicht stimmten, die ihn und seine Aussagen letztlich kompromittierten.
Seht ihr, was wichtig ist? Jemand sagt: „Nun, ich mag nicht, was dieser Prediger da sagt, aber ich muss zugeben: Niemand hat mich je so sehr geliebt wie er. Niemand hat mir jemals so sehr gedient wie er“.
Einer sagt: „Das, was dieser Prediger über das Thema Familie sagt, das ist etwas daneben, das ist einfach zu extrem“. Ein anderer sagt darauf: „Aber hast du jemals so eine Familie wie seine gesehen? Schau einfach mal, wie sehr sie sich zu lieben scheinen“.
Jemand meint: „Ich denke, dieser Typ ist einfach nur voll von einem Haufen heißer Luft“.
Darauf sagt jemand anderes: „Aber er scheint doch um einiges höher zu fliegen als wir es tun“.
Versteht ihr, was ich sage? Die Botschaft muss bekräftigt werden. Wenn es wirklich wahr ist, was jemand sagt, muss es sich auch im Leben bestätigen und dann wird es gute Frucht, also einen positiven Effekt in deinem Leben bringen. Seid nicht so völlig kritisch eingestellt. Und seid nicht überzogen religiös.
Ich werde damit abschließen. Was meine ich mit „überzogen religiös“? Wisst ihr, vor einigen Jahren, Jungs, da hab ich alle eingeschüchtert. Die ganze Zeit. Ich weiß, dass ich das gemacht habe. Alle hatten eine schöne Zeit miteinander und dann kam Paul Washer herein, der 683 Tage gefastet hatte und 20 Monate kein Wasser zu sich genommen hatte und in diesem Moment den Römerbrief Seite für Seite auswendig gelernt hatte. Er lächelte nicht und an Scherzen in seiner Gegenwart war nicht zu denken. Und alle im Raum waren eingeschüchtert. Bis ich merkte, dass das Ganze falsch war.
Es ist erstaunlich: Ich habe mich einfach entschieden: Schaut, ich werde den Herrn lieben, aber ich werde nicht versuchen, etwas Bestimmtes zu sein. Und am wenigsten werde ich weiterhin Leute einschüchtern gehen. Und wisst ihr, was ich herausgefunden habe? Wenn mich jetzt viele dieser jungen Fanatiker und Glaubenseiferer kennen lernen, sind sie enttäuscht. Sie sind von mir enttäuscht. Denn sie wollen jemand, der völlig kritisch ist. Und sie wollen so sein. Was ich gelernt habe, ist etwas völlig anderes. ich möchte nicht irgend mehr sein als ein menschliches Wesen, das ein Empfänger von Gottes Gnade geworden ist. Ich will fasten, aber ich will auch Ricky besuchen, wenn er diese köstlichen Rippchen macht und ich möchte so viele davon essen wie ich schaffe und wenn meine Frau ins Badezimmer geht um meiner kleinen Tochter die Windeln zu wechseln, dann will ich nochmal vier mehr von ihnen runterschlingen. Ich will lachen und ich will einfach ein echter Mensch sein, nicht so ein Ikone falscher Frömmigkeit.
Wenn du in einer Gemeinde Verantwortung übernimmst, dann muss etwas klar sein: man sollte wissen, dass du ein ernsthafter Mann Gottes bist, aber wie mir ein Missionar in Peru einmal sagte: „Paul, nimm deinen Dienst sehr ernst, aber nimm dich selbst überhaupt nicht ernst“. Versuch nicht etwas anderes als ein normaler Mensch zu sein, sei nicht nur menschlich, sei nicht fleischlich, aber sei ein Mensch, der von Gottes Gnade berührt wurde und sei in deiner Versammlung in dieser Art. Das ist sehr wichtig.