Charo Washers Zeugnis

Ich möchte dieses Zeugnis nicht einfach so unkommentiert stehen lassen. Es geht, wieder einmal, auch um das Thema „Heilsgewissheit“. Ich hatte das schon mehrfach erwähnt, ich schiebe das Zitat von Charles Leiter wieder voraus, weil ich denke, dass so ein Zeugnis missverstanden werden kann.

„Manchmal haben Kinder Angst, dass sie in die Hölle kommen. Und die Eltern sagen ihnen: Bitte Gott darum, dass er dir ein neues Herz gibt. Das ist nicht das Evangelium. Das bringt sie dazu, in sich selbst zu schauen. Was ist das Evangelium? Du sagst zu deinem Kind: Mein Sohn, da gibt es einen Retter, der gestorben ist und sein Blut ist so mächtig, dass es die schlimmsten Sünden derer wegwaschen kann, die auf ihn vertrauen! Was muss ich tun, um gerettet zu werden? Glaube an den Herrn Jesus Christus und du sollst gerettet werden!“

Ich halte das Zeugnis aber für sehr wertvoll in der Hinsicht, dass es zeigt, dass man selbst, wenn man in christlichen Kreisen unterwegs ist, nicht unbedingt erkannt hat, dass man Sünder ist und durch diese Sünde von Gott getrennt ist. Das Zeugnis hatte ich schon einmal hochgeladen, hab die Übersetzung noch einmal vollständig überarbeitet und den Ton ( MP3 ) neu bebildert und untertitelt.

EDIT:

Sah diese Aussage auf der illbehonest-facebook-Seite:

“ The greatest evidence that I am saved is not that I am looking for evidences but it is that I am gazing upon the beauty of the Lord and held captive by His amazing love towards me a wicked, vile, corrupt, sinner who is now adopted as a Child of God!“

„Der größte Beleg dafür, dass ich gerettet bin, ist nicht, dass ich nach Belegen für meine Errettung suche, sondern, dass ich auf die Schönheit des Herrn starre und von seiner wunderbaren Liebe mir gegenüber gefangen gehalten werde, als einem sündigen, scheusslichen, verderbten Sünder, der jetzt als ein Kind Gottes angenommen worden ist.“

Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, welcher uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung,  auf daß, wie geschrieben steht: «Wer sich rühmt, der rühme sich im Herrn!» ( 1. Korinther 1, 30-31 )

Ansage von Paul Washer:

[…] Bevor ich jetzt predige, wird meine Frau jetzt hier hochkommen und ein besonderes Zeugnis geben aus ihrem Leben, das in die Richtung der Dinge geht, die wir hier schon erzählt haben. Charo, kannst hochkommen – und ihren Name spricht man [Tschado] aus und obwohl es C-H-A-R-O geschrieben wird, ist es besser, das „R“, wie ein totes „D“ auszusprechen. Charo.

Zeugnis von Charo Washer ( Ehefrau von Paul Washer )

Wenn ihr denkt, mein Name sei ein bisschen schwer, dann solltet ihr meinen richtigen Namen hören, der ist noch ein wenig schwerer auszusprechen. Ich bin froh hier zu sein und ich bin froh, euch davon erzählen zu dürfen, was der Herr in meinem Leben getan hat. Das ist mir immer ein Vorrecht, das zu tun. Ich bin die älteste von 4 Töchtern, ich komme ursprünglich aus Lima in Peru in Südamerika und ich wurde in einem sehr strengen Elternhaus großgezogen, es waren nicht die Art von Eltern, die dich gefragt hätten, ob du Hühnchen oder Rind essen möchtest. Du hast einfach bekommen, was dir gegeben wurde und du warst damit zufrieden. Man kannte die Regeln seiner Eltern und man musste sie befolgen. Und ich wusste, wie ich mich zu verhalten hatte und gehorchte meinen Eltern und war sozusagen ein „braves Kind“ .

Ich besuchte eine christliche Schule. Meine Eltern waren keine Christen, aber es gab eine christliche Schule in der Gegend und sie wollten, dass ich Englisch lerne und haben mich und meine Schwestern auf diese Schule geschickt. Diese Schule war von Missionaren gegründet worden und war dazu auch gedacht, Menschen für den Herrn zu gewinnen. Und diese Schule hat dazu gedient, dass ich vom Herrn erfuhr, aber das war nur ein kleines Teil des Puzzles. Ich fing im Alter von 14 Jahren an, diese Schule zu besuchen und ich hörte in der Kapelle Predigten in den Gottesdiensten jeden Freitag dort, aber, worauf in diesen Gottesdiensten am meisten wert gelegt wurde, war ein bestimmtes Gebet zu beten. Und als ich damals ein ungläubiges Kind war und die ungläubigen Kinder dort immer weniger wurden und die Zahl derer, die dieses Gebet gebetet hatten immer größer wurde, dachte ich, ich will nicht das „schwarze Entlein“ sein und dachte, ich muss wirklich dieses Gebet sprechen und ich muss nach vorn gehen, aber das war mir peinlich, und damit rang ich. Ich rang nicht mit meiner Sünde oder damit, dass Christus für meine Sünden starb oder dass mein Leben eine Veränderung erfahren müsse, es war mir einfach peinlich, da noch vorn zu kommen um das „Richtige“ zu tun. Aber ich war erzogen, das „Richtige“ zu tun und den Eltern zu gehorchen und als ich über all das nachdachte, da wollte ich das einfach hinter mich bringen und dachte: „Halt die Luft an, lauf da vor und tu es!“ Mit meinen 14 Jahren lief ich los, nach vorn, hob meine Hand, betete das Gebet und dachte: „Gut! Jetzt ist es geschafft, es ist vorbei, jetzt bin ich eine Christin“ .

Und es war seltsam, da war keine Betonung in der Predigt auf Buße und Umkehr und wirklich zu erkennen, was Christus für einen getan HAT. Es ging nicht wirklich ums Evangelium. Ich denke, die Leute haben es sehr gut mit ihrem Dienst gemeint, aber es gab keinen Schwerpunkt auf das Evangelium. Es drehte sich nicht wirklich darum.

Und in der Tat, man hört wie Kinder auf die schiefe Bahn kommen, ich hingegen geriet auf die gerade Bahn. Ich ging in die Kirche, ging ins Feldlager und habe alles Mögliche Nette und Gute  in der Kirche getan und hab überall mitgemacht. Und ich dachte von mir: In Ordnung, ich bin ein gutes Kind, ich bin eine gute Person, so wie jeder Menschen ein Selbstbild hat. Ich sagte zu mir: Ja, ich bin gut und großzügig und nett und all diese vielen netten Dinge bin ich und natürlich hab ich das Gebet gebetet und dachte – ich bin in Ordnung und komme in den Himmel.

Und ich fing an, viele Biographien von Missionaren zu lesen und das war für mich so fantastisch, ich hab das Wort Gottes nicht gelesen, das wurde nicht betont, man hat das nicht so gelehrt, wir wussten alle, dass wir das Wort Gottes lesen sollten, aber das war so nach dem Zufalls-Prinzip – so wie eine Art Spiel – Woher weißt du, was du heute lesen sollst? – Nun, du öffnest deine Bibel, gehst ein paar Seiten durch und bleibst an einer Stelle mit deinem Finger – du schließt deine Augen, legst deinen Finger an eine Stelle und das ist, was Gott will, dass du es heute liest. Egal, ob man jetzt im 4. Buch Mose landet…  Ein Text dort war dann schlicht zu unverständlich und so dachten wir, wir werden das mal verstehen, wenn wir älter werden. So legten wir das Wort bei Seite und es kümmerte uns nicht so und wir ( ich und die Jugendgruppe )  haben halt hier und da was aufgeschnappt, was eben in der Kirche gesagt wurde und so haben wir Dinge über Gott gelernt, jedoch gab es keinen Platz für das Wort Gottes.  Und als wir im Feldlager waren und ich diese Biographien las, da fing irgendwie der Gedanke an die Mission an, in meinem Herzen zu wachsen und ich fühlte mich in die Mission berufen und dachte, ich muss eine Missionarin werden und Gott dienen. Und meine Eltern waren nicht so überrascht von meiner neuen Idee für meine Zukunft. Schließlich ich wollte auch schon zur Feuerwehr und dies und das und sie dachten – „ach ja – das meint sie jetzt nicht wirklich ernst Missionarin zu werden“

Dennoch blieb das irgendwie in mir hängen und ich dachte: „Gut, ich will das tun“ und der Herr lenkte Dinge in einer wunderbaren Weise und ich musste dann in die vereinigten Staaten, um dort eine Bibelschule zu besuchen. Ich dachte, ich käme in ein Land, wo alle sind Christen und wo jeder Gott liebt und kam nach Kentucky auf eine Bibelschule und merkte, dass nicht jeder, der auf die Bibelschule ging, Gott liebte und Gott dienen wollte. Das war ein kleiner Schock, aber ich war darauf fokussiert, eine Missionarin zu werden und zu lernen, was ich lernen musste, auch viel von dem Stoff, der wesentlich war für mich als zukünftige Seelsorgerin. Ich fing an, sehr viel über „christliche“ Seelsorge zu lernen, was  dann leider eher „christliche“ Psychologie war und es hatte wieder nichts mit dem Wort Gottes zu tun.

Man lernte, wie man so sich verhält und die rechten und netten Dinge über den Herrn sagt, das hatte aber nicht die Kraft, jemandem wirklich zu dienen. Inzwischen hatte ich auch geheiratet und Paul und ich gingen zurück nach Peru und ich dachte, das wird wie in diesen Büchern werden. Man kommt aufs Missionsfeld und immer, wenn man etwas sagt, dann bekehren sich Menschen und solche Dinge eben, aber es war gar nicht so wie in den Büchern. Und ich war ein wenig enttäuscht. Das war nicht wie in Mary Slessors Biographie oder wie in Amy Carmichaels Biographie und das kam mir ein wenig wie eine dunkle Wolke vor, aber ich dachte, ich muss einfach reifer werden und weiter machen das Richtige zu tun.

Das war irgendwiewie ein Schock, man stellt sich das alles so vor, aber wenn man tatsächlich da hin kommt, ist es ganz anders und das hat mich zu Beginn wirklich schockiert, Und doch: Es war wirklich das Verlangen, das Richtige zu tun, das mich mehr als alles andere antrieb. Es war nicht so: Das hab ich mir ganz anders vorgestellt, jetzt hör ich auf, ich will keine Missionarin mehr sein. Sondern ich wollte das Richtige tun. Jedoch ging mir sozusagen mit der Zeit die Luft aus. Ich will hier versuchen das Richtige zu tun, zu dienen, mitzuarbeiten, bei der musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes zu helfen und alles Mögliche, aber ich bemerkte: In meinem Herzen hatte ich schlicht eine mürrische Haltung, diese Dinge zu tun. Und wenn eine Möglichkeit zum Dienst war, versuchte ich mich zu drücken und ich hab so ein paar außergewöhnliche Ausreden mir zusammengebastelt, die ich sogar selbst glaubte. Ich fühlte, dass ich da irgendwie nicht rein passte, dass ich da irgendwie nicht reingehörte.  Ich dachte aber: „Ich muss das wirklich weiter machen, weil es das Richtige ist“. Es gab da für mich keinen Grund aufzugeben, sondern ich hab mich weiterhin selbst vorangetrieben: „Ich muss das tun, ich muss das tun“

Es ist wunderbar, dass der Herr dich mit der Zeit an einen Punkt bringen kann, wo du weißt, du bist am Ende, du kannst nimmer. Das ist wunderbar, denn du weißt dann, dass dein Herz zerbrochen und leer bist und du IHN brauchst. Eines der größten Dinge, die der Herr nutze, um all diese hübschen äußerlichen Etiketten und Masken mir runter zu reißen, die ich mir übergezogen hatte, war, dass ich eine Mutter wurde. Paul und ich waren bereits 9 Jahre verheiratet und medizinisch gesehen konnten wir keine Kinder haben und doch, ich war seit 17 Wochen schwanger und es war ein Segen und mir eine Freude, aber meine Vorstellung davon Mutter zu sein, dass man sein Baby einfach ins Bettchen legt und es immer aufwacht, wenn man es selber mag und man es füttert und es wieder ins Bettchen legt, war nicht wirklich realistisch. Man hat plötzlich dieses kleine Wesen, das so vieles von einem will und fordert, vor allem Dinge, die ich nicht geben wollte und das zeigte mir in Großbuchstaben, wie selbstsüchtig ich war und wie unwillig ich war, zu geben und es war wie als ob Gott das dazu nutzte, mir zu zeigen, dass ich gar nicht großzügig und liebevoll war um mir vor Augen zu stellen, wer ich wirklich war.  Oh, ich liebte meinen Sohn, aber ich empfand ihn als Fessel, die mir den Weg verbaute, Gott in der Mission zu dienen und die „Dinge Gottes zu tun“ Ich hatte so ein verdrehtes Konzept davon, Gott zu dienen und was Gottes Wille für mein Leben ist. Ich empfand es als völlig unbefriedigend.

Und Gott machte schlicht einfach weiter Druck, eine „Schicht“ der Selbstgerechtigkeit war runter, mal sehen wie viele noch darunter liegen. Eine andere Sache war. Ich hatte eine Verbitterung, empfand eine schreckliche Verbitterung gegenüber einer bestimmten Person, mit der ich über Jahre eine zerbrochene Beziehung „pflegte“, Und ich sah mich selbst immer als ein Opfer. Nach dem Motto: „diese Person hat damit angefangen, ich hab nicht damit angefangen und ich bin das Opfer und diese Person hasst mich und es ist schlicht nicht meine Schuld“. Das gab mir einfach die Möglichkeit zu verbittern und zu sündigen. Mein Herz blieb in Verbitterung gegenüber jemandem. Egal ob jene Person damit angefangen hatte oder nicht, willst du als Christ so sehr wie du kannst so leben, dass es Christus reflektiert. Ich wusste nicht, wie das als bittere Wurzel in meinem Herzen wuchs und eines Tages war ich sehr frustriert und sprach mit Paul darüber und weinte und sagte: Ich bin so ermüdet davon, dass die Sache mit dieser Person mir nachgeht und Paul sagte: „Du musst diese Person lieben, du musst ihr vergeben und es loslassen“ und ich sagte: „Es ist nicht so, dass ich nicht vergebe, ich hasse diese Person nicht, es ist schlicht, dass wir nicht miteinander zu Rande kommen, dass wir halt immer wieder aneinander geraten, wir sind nicht dazu berufen, zusammen zu arbeiten“. Er sagte: „Du musst diese Person lieben“. Ich hatte das bis zu diesem Moment nicht gespürt, aber ich hatte diesen überschäumenden Hass, der einfach in meinem Herzen hochkam, natürlich, äußerlich war ich nett und hörte aufmerksam, was er zu sagen hatte, aber im Innern dachte ich: Keine Chance, keine Chance, dass ich diese Person jemals lieben könnte. Das werde ich nicht tun. Nach außen hin: „Es fällt mir so schwer, ich bin so müde davon“. Ich gab eine nette Antwort, dass ich das Opfer sei und, dass ich hilflos sei, aber in Wirklichkeit dachte ich: Keine Chance, dass ich diese Person je liebe.

Und ich bekam einen Schrecken. Paul hatte das nicht mitbekommen, aber Gott hatte das mitbekommen und er wusste, wie schwarz mein Herz in jenem Moment war. das war so mein erster Wachrüttler: Würde ein echter Christ so denken und es für in Ordnung halten?  An diesem Punkt sagte ich mir: Ich werde mich in dieser Sache kein Stück bewegen. Und es hat mich erschreckt und ich hab darüber einige Tage nachgedacht und ein paar Tage später predigte Paul über Vergebung. Ich würgte mich da so durch, wie ich es so viele male getan hatte. Mir wurde es langsam lästig, immer wieder das durchzukauen in der Seelsorge. Deshalb ging ich im Gottesdienst nicht mehr nach vorn in die Seelsorge um zu beten. Denn nichts veränderte sich. Ich sagte mir: „Ich sehe einfach, dass sich nichts ändert, ich verberge lieber einfach, was ich empfinde. Aber ich verändere mich nicht. Ich erinnere mich wie ich sogar darüber Tränen vergoss: „Ich weiß, ich muss vergeben und ich fühle mich schrecklich und schlecht“. Nach Hause kommend empfand ein Chaos, weil ich höchstens irgendwie oberflächlich etwas vor mich hin gebetet hatte.

Paul wurde nach Texas abberufen und wir zogen da hin und ich war nicht mehr in dieser Situation mit dieser Person und ich dachte: „O.k., jetzt ist das alles vorbei und es geht mir besser, ich habe vergeben und das überwunden“. Eines Tages rief diese Person an und sobald ich diese Stimme im Telefon hörte, da war wieder dieses überwältigende, schreckliche Gefühl in meinem Herzen von Verachtung und Hass und allem, was ich zu verstecken und maskieren versuchte. Es war wie als ob Gott mich sticheln würde. So viel zu „Vergebung“ so viel zum „Überwinden“, du kannst dich nicht verstecken, du kannst hin, wohin du willst und du wirst nicht drüber hinwegkommen und du entkommst dem nicht.

Ich erinnere mich, wie ich mehr und mehr Angst bekam, Stück für Stück, wie ich mich fragte: Würde ein Christ so etwas empfinden? Anhaltend, ohne, dass es ihm eine Last wäre und, dass Gott ihn zur Buße leiten würde? Ich fühlte schon Schuld, aber ich empfand kein Überführt sein von Sünde oder Umkehren wollen. Ich empfand Schuld über viele Dinge, die falsch waren, die nicht richtig waren. Und der Herr nutzte das wirklich um viel Verborgenes in meinem Herz aufzudecken. Wir waren immer noch in Texas, Paul war eingeladen zu predigen und oft hörte ich Paul über den 1. Johannes-Brief predigen. und ich saß da und dachte nach, wie vielen Leuten ich diese Predigt zuschicken sollte, weil sie diese Botschaft hören sollten. Ich habe diese Botschaft niemals auf mich selbst bezogen. Sie brachte mich dazu, dass ich mich ein wenig wie ein Wurm wand: „Ja, ich bin eine Christin, natürlich bin ich eine … Chri … stin!“ … Ich wollte wirklich nicht mich mit jeder Frage dort auseinander setzen und sie auf mich beziehen, denn das erschreckte mich ein wenig, und je länger das ging umso mehr. Jedes Mal, wenn Paul predigte, da fragte ich ihn: „Paul, was wirst du predigen“ und wenn er dann sagte “ 1. Johannes-Brief “  dachte ich: „Oh nein, nicht schon wieder, denn das plagte mich wirklich“. Aber selbst das war mir keine Alarmglocke, denn schließlich war es eine Botschaft, die einem Christen Freude machen sollte, wenn du als Christ all diese Dinge in deinem Leben siehst und siehst, dass der Herr in deinem Leben gewirkt hat.

Damals waren wir in San Antonio im Straßen-Einsatz. Es war heiß und es plagte mich, dass er schon wieder über den 1. Johannes-Brief predigte, wir waren draußen in einem Zelt und alle haben große Anstrengung unternommen, wirklich rauhen Leuten mit dem Evangelium zu dienen in dieser Gegend. Unter dem Zelt sitzend sah ich eine Prostituierte die Straße entlang laufen. Sie zog wirklich meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich meine, in Peru sieht man wirklich viele Prostituierte oder Verbrecher die Straßen entlang laufen, aber hier lebten wir so beschirmt, wenn wir in den christlichen Kreisen unterwegs waren, mit den Leuten in den Gemeinden. Daher rief das meine Aufmerksamkeit hervor. Diese Frau war jedenfalls zerlumpt und grässlich aussehend. Wisst ihr, Hollywood schafft es sogar, Prostitution zu verherrlichen und beschönigen, aber diese Frau sah schrecklich aus, grässlich. Hier lief sie die Straße entlang, während Paul predigte – ich war einfach von ihrem Anblick gepackt und beobachtete sie. Wenn ich darüber nachdenke, ob Gott je zu mir gesprochen hatte, er hatte es nie wirklich getan bis zu diesem Punkt: Ich stand da und es war als ob der Herr sagte: „Schau sie dir genau an, denn der einzige Unterschied zwischen dir und ihr ist ihre Kleidung und wie sie ihren Lebensunterhalt verdient. Denn dein Herz ist schwarz und tot und leer“. Und hier bist du die Frau des Pastors und du sitzt hier mit deiner netten und sittsamen und ordentlichen Kleidung, aber dein Herz ist so schwarz wie das Herz dieser Frau. Und du bist so weit von mir weg wie diese Frau dort es ist. Und ich saß da und ich hatte Predigt zugehört und zum ersten Mal in meinem Leben mein eigenes Herz geprüft, anstatt darüber nachzudenken, wem ich das Band zuschicken sollte, von denen ich dachte, dass sie es mehr als ich hören müssten.

Ich war von Furcht ergriffen. Ich meine, es war unbeschreiblich, denn plötzlich hatte ich verstanden. Hier stehe ich. Das ist, was ich bin. Und niemand kann irgendetwas von außen sehen, denn ich hatte mich anständig benommen. Ich hatte eine saubere Ausdrucksweise gehabt, ich hatte keinen Liebhaber, ich hatte nicht die Missions-Gesellschaft bestohlen, all solch äußerliche Verbrechen hatte ich nicht begangen, aber niemand konnte sehen, wie mein Herz war und wie lieblos und unversöhnlich und ungeduldig ich war und das alles. Ich saß da, und ich wollte da einfach wegrennen. Paul beendete das Predigen und sie gaben sich die Hand und ich wollte wörtlich mit niemanden sprechen, sondern einfach weg, denn ich war so überwältigt davon. Die die Frau des dortigen Pastors sagte: „Lass uns ein wenig weg von den Männern in unseren Van sitzen, unsere Männer müssen noch arbeiten“. – „gut“ dachte ich. Ich wollte einfach weg. Als wir in den Van kamen, da war sie so süß und voll des Herrn und fragte: „Erzähl mir, wie du eine Christin wurdest“ und ich saß da: – Oh Mann … tolle Frage … schließlich erzählte ich ihr eben meine Geschichte, wie ich mit 14 Jahren ein Bekehrungsgebet gesprochen hatte, aber ich wusste, dass jedes Wort wie ein Felsbrocken war, der aus meinem Mund auf den Boden fiel.

Natürlich war ich keine Christin, aber wie sollte ich dieser guten Frau erklären, dass ich gerade herausgefunden hatte, dass ich keine Christin war? Dann kamen wir da  an, wo wir zeitweise wohnten. In der Regel dauerte es gefühlt ewig, meine Kinder auch nur ins Bett zu bringen und jedes Mal, wo ich an den Punkt kam, mir über diese Dinge Gedanken zu machen, die ich in der Predigt gehört hatte, da wurde ich so müde und so müde davon, mich mit ihnen zu beschäftigen, da klappte ich zusammen und am nächsten morgen fühlte ich mich dann wieder besser.

An jenem Abend dachte ich, während wir zurückfuhren: „Herr, wenn du da wirklich zu mir gesprochen und mir das gezeigt hast, dann brauch ich ein wenig Bestätigung“. Als ich mir kurz mein Gesicht wusch, da lagen meine Kinder, schlafend, noch mit angezogenen Schuhen auf dem Bett. das war noch nie zuvor geschehen und auch nie wieder danach. Leider. Aber ich war schockiert und dachte: „Ich muss wirklich mit Gott ins Reine kommen, er hat mir hier die Möglichkeit gegeben“. So saß ich im Dunkeln und betete und rang mit Stolz. „Herr, wenn das wirklich von dir ist, kann ich dann nicht einfach so ganz geschwind gerettet werden? Denn es ist irgendwie … peinlich …“

„Du weißt, Herr, mein Ehemann ist ein Prediger und das wird etwas peinlich werden. Ich versuche hier, den Ruf meines Mannes und Gottes Ruf zu bewahren“. So verhandelte ich, als hätte es da was zu verhandeln gegeben. Ich kämpfte mit dem Stolz: „Was würde diese und jene Person dazu sagen? “. Und es war mir wie wenn Gott sagen würde: „Du armseliges Wesen, ich zeige dir hier das alles in meiner Gnade und du willst dein Gesicht wahren?“

Ich betete und Paul kam an und ich wusste nicht einmal, wie ihm das alles sagen und ich dachte, ich müsste da doch ein wenig mehr noch drüber nachdenken. Ich kämpfte so sehr mit meinem Stolz. Wir verließen die Gegend und ein paar Tage später, da fuhren wir die Straße entlang und zu dem Zeitpunkt wussten wir nicht, wo Gottes Wege uns hinführen sollten und Paul redete mit mir im Auto und er sagte etwas, was wirklich „klick machte“. Er sagte: „Ich weiß nicht, was Gott mit uns tun wird, aber ich hab wirklich Frieden darüber, egal, wohin, weil ich weiß, dass wir das tun werden, was er mit uns vorhat“

Und schlicht dieser Satz „Friede mit Gott“. Das war wie Salz in die offene Wunde – ich hatte keinen Frieden mit Gott – ich dachte: „Ich habe keinen Frieden mit Gott, ich weiß nicht, ob ich den je hatte und viel weniger jetzt, denn ich fühl mich so schrecklich“. – Ich sagte ihm: „Höre mir zu, bis ich fertig gesprochen habe“. Dann habe ich ihm Alles ausgeschüttet und ihm gesagt, ich denke wirklich nicht, dass ich eine Christin bin, wegen all diesen Dingen, wie können Christen beispielsweise so sehr mit dem Hass ringen, oder vielmehr nicht einmal damit ringen, sondern dem Hass hingegeben sein? Denn ich rang nicht damit – ich betete nicht dafür, ich versuchte nicht dagegen anzukämpfen. Wisst ihr , ein Christ mag öfters einen Kampf haben um Hass zu überwinden. Wie kann es sein, dass ich in diesen Dingen lebe? Ich kann zwar von Frieden nach außen hin reden, aber wie kann ich innerlich so tot sein?

Das größte, was Paul mir sagte, war: „Nach allem, was du mir erzählt hast, kann ich dir nicht sagen, dass du eine Christin bist“ .Das war wie …  – Ja, Gott, das musste ich hören! Denn wenn er gesagt hätte, du bist ein wenig hart zu dir selbst und es gab so viele Veränderungen“, und alle möglichen Ausreden gebracht hätte, dann hätte ich gedacht – „ja, du hast recht, ich bin nur ein Opfer“. Und als wir nach Hause kamen, nahm er die Kinder und sagte, du musst jetzt alleine mit Gott sein. Und jene Nacht betete ich und weinte und las mich noch einmal durch den ersten Johannes-Brief, das bestätigte mir, dass ich IHN nicht kannte, aber das es die Möglichkeit gab, zu ihm zu kommen.

Und das war die große Freude. Zuerst der große Schmerz, Gott nicht zu kennen. Ich war mit meinem Mann, diesem Mann Gottes schon so viele Jahre verheiratet und doch kannte ich Gott nicht. Dann aber trotz dessen, dass du weißt, du kennst IHN nicht, IHN dennoch kennen lernen zu können. Es ist einfach eine wunderbare Sache. Und so rief ich IHN an mich zu retten und er tat es und ich danke und preise ihn einfach so dafür.