Vom Timotheus-Magazin ist ja vor geraumer Zeit schon die zweite Ausgabe erschienen und ich hatte angekündigt, vielleicht eine kurze Rezension zu schreiben, was ich hiermit tue. Wenn ich ehrlich bin, ist es bei mir so, dass ich Online-Magazine, die man online ansehen oder als .pdf herunterladen kann, ja ganz nett finde, aber meistens nicht so wirklich verfolge. Hat sicherlich damit etwas zu tun, dass ich früher mal eine Zeit lang ein sehr edel gehaltenes Videospiel-Magazin gesammelt habe und es war schon hübsch, die ganzen Ausgaben, die sich im Laufe von Jahren angesammelt hatten, im Regal stehen zu haben. Und der Vorteil eines Druckes liegt klar auf der Hand. So ein gedrucktes Magazin ist schlicht handlicher als ein online-Magazin, selbst wenn man dieses auf einem iPad betrachtet und zudem braucht ein gedrucktes Heft bekanntlich auch keinen Strom. Ich lese ja wirklich durchaus Beiträge in Blogs und auf Internet-Seiten und finde das alles ganz praktisch, aber verglichen damit hat ein gedrucktes und hübsch gestaltetes Magazin einfach seine Vorzüge.
Aber nun, wie schlägt sich das Heft? In den Tagen als ich mich selbst eher als Videospiel-Junkie und als sonst nichts sah, war es immer so, dass ich, bevor ich mir ein neues Spiel zulegte, immer zig Rezensionen in Videospiel-Zeitschriften durchlas und die hatten alle jeweils so ein tolles Wertungssystem, wo es meist gewisse Unterkategorien gab, die beleuchten sollten, wie das Aussehen der Grafik, der Klang des Sounds und die Gestaltung der Steuerung war . Die ganz diffizilen Magazine gaben den Wert, den ein Spiel in einer bestimmten Kategorie dann erreichte, gar in Prozent an, wobei die volle Punktzahl, d.h. hundert Prozent niemals erreicht wurde. Je edler und gestalterisch ausgefeilter ein Magazin wurde, umso weniger ausgeprägt war das Wertungssystem und die ganz edlen Magazine verzichteten in der Regel auf eine systematische Bewertung mit Unterkategorien, Prozentangaben oder Noten für gewisse Aspekte des Spiels und gaben schlicht eine Tendenz zur Qualität des Spiels an wie „schwach“, „ordentlich“, „gut“, „sehr gut“ oder „super“. Ich werde auf eine detaillierte und systematische Bewertung verzichten, weil wir es mit Theologie und der Bibel zu tun haben und nicht mit einem Videospiel, das an anderen Videospielen gemessen wird.
Zum Timotheus-Magazin denke ich, kann man auf jeden Fall sagen, dass das Heft auf einem guten Weg zu sein scheint. Ich bin sicherlich nicht Teil der Kern-Ziel-Gruppe des Magazins, so ganz jung bin ich ja einfach nimmer, obschon mir klar ist, dass ich doch noch ein recht junger, aufstrebender und erfolgreicher Christ bin. Die letzten beiden genannten Eigenschaften bitte wieder aus dem Kopf streichen. Ernsthaft. Ich denke, man kann das Magazin durchaus noch im Alter von 30 Jahren mit Gewinn lesen. Auch denke ich, dass junge Christen oder solche, die jung und christlich geprägt sind, durchaus etwas mit dem Magazin anfangen können. Das Magazin hat einen gewissen Anspruch und setzt schon ein wenig Vorverständnis voraus, aber ja, durch die Entscheidung, pro Heft mit verschiedenen Artikeln nur ein einziges Thema zu beleuchten, gibt es genug Substanz, Menschen mit verschiedensten Hintergründen und verschiedensten geistlichen Nöten und Problemen anzusprechen.
Ebenso erfreulich finde ich, die Mischung der Autoren. Jeder steuert etwas bei und jeder betont noch einmal einen anderen Aspekt. So sind zwar die einzelnen Artikel jeweils für sich nicht extrem tiefgängig, was bei der Kürze der Artikel auch gar nicht sein kann, aber es entsteht doch, wenn man durch die ganzen Artikel geht, ein größeres Bild, das man vom Thema ( in diesem Fall „Glaube“ ) erhält. Dadurch, dass nicht nur eine einzelne Person Artikel schreibt und veröffentlicht, entsteht so auch ein ausgewogeneres und feiner ausgearbeitetes Gesamtbild, was ich sehr wichtig finde. Was ich bei mir als frischem Gläubigen und auch bei anderen jungen Gläubigen feststellen konnte, war oft die Tendenz, einseitig und unausgeglichen zu werden. Das ist ein Stück weit ganz normal, aber eine unausgeglichene und sehr einseitige Theologie und Auffassung vom Glauben kann im Leben junger Menschen durchaus Schaden anrichten, der nicht sein müsste. Daher denke ich, ist es wichtig, gerade junge Christen mit solider, gesunder geistlicher Nahrung zu versorgen.
Es kommt vor, dass ein junger Christ, weil er eine besonders mitreißende, klare und aufrüttelnde Predigt gehört hat, was ja nicht schlecht ist und was gut ist, wenn jemand aus seinem von der Welt geprägten Denken herausgerissen wird, sein Leben nun radikal neu gestalten möchte. Das ist an sich, wenn es entsprechend Gottes Wort geschieht, kein schlechter Vorsatz, im Gegenteil, das ist sehr gut. Aber nicht selten kommt es vor, dass dann eben doch das Kind mit dem Bad ausgeschüttet wird und nun, wenn es dumm läuft, kann das viel Unheil anrichten, was der junge Christ in seiner neu gewonnenen Radikalität dann auslebt. Mit den Wahrheiten von Gottes Wort umzugehen, erfordert viel Weisheit. Ich denke, dass ich persönlich viel Unsinn gemacht habe, als ich mich auf eher radikale Weise bekehrt habe. Eifer ist gut, Eifer ist wichtig, aber auf Dauer wird ein Eifer, der nicht von Weisheit gelenkt wird, ist gefährlich. Ich fand mal dieses in Englisch gehaltene Zitat von Johannes Calvin:
Zeal without doctrine is like a sword in the hand of a lunatic
John Calvin
Im Klartext: Eifer ohne Lehre ist wie ein Schwert in den Händen eines Wahnsinnigen. Deswegen kann unser Ziel als Christen niemals Radikalität um der Radikalität Willen sein. Ich kann die Verse aus Offenbarung 3, wo Jesus zur Kirche in Laodizäa über ihre Lauheit spricht weise verwenden oder ich kann damit Leute aufstacheln, die kein Verständnis vom Evangelium und vom Leben als Christ haben, besonders radikal zu sein, ohne dass sie wissen, wohin mit ihrem Eifer. Und manchmal kommt es eben zur Unausgeglichenheit, so dass sich der Eifer auf ein paar wenige Dinge richtet und nun: Kraft und Eifer, die konzentriert auf ein einzelnes Objekt gerichtet sind, das nicht unbedingt dazu geschaffen ist, dieser Kraftausübung Stand zu halten, richtet schlicht Schaden an, der nicht unbedingt sein müsste. Ich sage das, weil ich das bei mir selbst gesehen habe. Ich sage das, weil ich das bei mir nahestehenden Personen gesehen habe, an deren unkontrollierten Übereifer ich auch mit Schuld getragen habe. Und das hat letztlich zu Sünde und schlechten Dingen geführt, nicht zu Frieden und Freude im Herrn Jesus Christus.
Man kann sein Leben als Christ nicht auf ein paar besonders radikalen Predigten, die man einmal gehört hat, aufbauen. In einem gewissen Sinne führe ich auch deshalb hier den Blog und all das weiter um eine gewisse Unausgeglichenheit, die bspw. mitunter auf dem youtube-Kanal herrschte, ein Stück weit auszugleichen und zu korrigieren. Ich bin immer noch nicht vollständig glücklich mit der Ausrichtung, aber ja, alles hat seine Zeit und wir werden weiter im Glauben wachsen, über die Jahre hinweg, so der Herr uns die Jahre und das Wachsen schenkt und Korrektur brauchen wir immer wieder.
Übrigens: Sorry, wegen dieser kleinen Exkursion gerade, aber es gefällt mir, dass es im Magazin ausgeglichener und geordneter zugeht als bei mir in meiner Anfangszeit im Christenleben. Wie ich sagte, wir brauchen gesunde, gute Lehre um den Herrn Jesus Christus zu finden und dann im Glauben wachsen und reifen zu können. Ich möchte dabei sagen, dass die gesunde Lehre auf den ersten Bissen vielleicht nicht immer wohlschmeckend und köstlich ist, aber eben gesund. Und nun, wenn das Timotheus-Magazin diesen Kurs beibehält, dann ist das fein. Besonders gefallen hat mir übrigens der Eingangsartikel von Herrn Deppe, der sehr umsichtig und klar darlegt, was Glaube im Allgemeinen ist und was nicht. Auch die anderen Artikel beleuchten ihre Fragestellungen nachvollziehbar.
Tja, zur Gestaltung und dem Layout braucht man nicht viel zu sagen. Übersichtlich, gute und gut dosierte Farbgebung, nicht grell und überdreht, nicht dieser „es muss auf junge Menschen „cool“ wirken“-Stil, sondern schlicht, hübsch und gut lesbar. Feine Fotografien im Heft nebenbei. Schön ist auch, dass weitgehend auf Werbung verzichtet wurde. Daher ist das Heft mit 28 Seiten nicht gerade dick, aber es lohnt sich, weil der Inhalt, gemessen an den wenigen Seiten schon stark ist.
Für die Zukunft schön wäre auf jeden Fall mal eine Ausgabe, die speziell auf das Kreuz Christi fokussiert ist, die Rechtfertigung, Sühnung, und das alles genauer unter die Lupe nimmt.
Die Artikel im Heft, das komplett online einzusehen, zu durchlesen und herunterzuladen ist, sind übrigens folgende:
DER GERECHTE WIRD AUS GLAUBEN LEBEN
von Hans-Werner Deppe
RETTENDER GLAUBE
von Andreas Kuhlmann
VORBILDER DES GLAUBENS
von Andreas Schnebel
WENN ZWEIFEL DEINEN GLAUBEN DURCHDRINGEN
von Waldemar Dirksen
DER BIBLISCHE GLAUBE
von Viktor Sudermann
GLAUBE UND DIE SOUVERÄNITÄT GOTTES
von Peter Voth
EINE FRAGE DES GLAUBENS
von Francis Chan