John Owen
Buch: Leben durch Seinen Tod – Das Sühnopfer Christi im Licht der Bibel
Der bekannte Puritaner John Owen hat seinerzeit ein sehr interessantes Buch geschrieben. In diesem Buch legt er dar, weshalb er glaubt, dass Jesus nicht stellvertretend für jeden einzelnen Menschen, der je gelebt hat und noch leben wird, am Kreuz gestorben ist. Das ist vor allem heutzutage eine These, die selbst einen Großteil der Christenheit erschrecken wird. „Wie kann jemand“, so wird man vielleicht sagen, „die Botschaft des Kreuzes durch solch eine Behauptung so schmälern? Es ist ja schrecklich so etwas zu behaupten. Dann haben ja manche Leute überhaupt keine Chance gerettet zu werden!“
Das könnte die Stoßrichtung der Reaktionen sein, die auf solch eine These folgen. John Owen hat einiges geschrieben um seine These zu untermauern und zu erklären. Warum hat er dieses Buch geschrieben? In einem kurzen Vorwort schreibt Owen:
„Zu Beginn sei kurz erläutert, warum ich dieses Buch geschrieben habe. Ich bin eigentlich der Letzte, der sich in Auseinandersetzungen wohl fühlt. Aber die Bibel sagt, wir müssen „für den Glauben kämpfen, der den Heiligen ein für alle Mal überliefert worden ist“. In den letzten Jahren bin ich des Öfteren zu der Thematik dieses Buches um Rat gefragt worden. Und ich höre, dass diese Fragen in allen Teilen des Landes diskutiert werden. So kam ich zu der Überzeugung, dass ein solches Buch zu schreiben sei. Es wäre mir lieber, jemand anderes würde sich der Aufgabe annehmen, doch bevor sie ganz unerledigt bleibt, will ich es gern selbst tun!
Ich behaupte nicht, dass ich die besten Voraussetzungen hierfür habe. Andere haben Gutes zum Thema geschrieben. Doch mir fällt auf, dass sie sich auf bestimmte Punkte der Auseinandersetzung beschränken. Ich denke, es ist besser, nicht nur zu sagen, was Christus durch seinen Tod nicht getan hat, sondern auch umfassend zu erklären, was er getan hat.
Sieben Jahre lang habe ich das Thema studiert, sowohl in der Bibel, als auch in allen anderen zur Verfügung stehenden Büchern. Meine Bitte ist deshalb, dass Sie das Buch sorgfältig lesen. Wenn jemand einzelne, aus dem Zusammenhang gerissene Punkte dieses Buches zu widerlegen wünscht, so mag er mit meiner Erlaubnis seinen scheinbaren Erfolg genießen. Doch wer ernsthaft das ganze Buch studiert, der muss, so meine ich, von seiner Richtigkeit überzeugt werden“
So weit John Owen. Was halte ich von dem Buch? Für mich ist dieses Buch sehr wichtig, weil es genau den Punkt trifft, der für mich entscheidend war in meinem Begreifen der Lehren der Gnade. Man sagt oft, dass die sogenannte „begrenzte Sühnung“, ( sicherlich in einem Sinne ein unglücklicher Begriff, was John Owen auch aufgreift ) der anstößigste Punkt sei, wenn man an das TULIP-Akronym denkt. Für mich war es der Punkt, wo meine arminianischen Auffassungen in sich zusammenstürzten, wo ich mich letztlich dem, was ich denke, dass es die Bibel tatsächlich lehrt, geschlagen geben musste. Für wen starb Jesus? Sicherlich ist das eine Frage, die man mit Johannes 3, 16 oder 1. Johannes 2, 2 ganz klar beantwortet sieht: „Jesus starb für die ganze Welt“. So sagt man. Schließlich stehe das wortwörtlich so in der Bibel und jedes Kind würde sofort erkennen, was mit „die ganze Welt“ gemeint sein müsse. Nämlich: „Jeder einzelne Mensch, der jemals gelebt hat und noch leben wird“
Ist das wirklich so? Was ich sehr früh in meinem Glaubensleben lernen musste, als ich mit den Schriften von Atheisten konfrontiert wurde, die allerlei Widersprüche in der Bibel aufzudecken suchten, war, dass wir, wenn wir mit dem Text der Bibel umgehen, Sorgfalt walten lassen müssen. Was ein Text uns auf den ersten Blick zu sagen scheint, muss nicht das sein, was er tatsächlich sagt. Denn, wenn ich mit der Einstellung rangehe, dass ein Text genau das sagt, was ich im ersten Moment denke, dass er es sagt, kann ich sehr schnell sehr viele widersprüchliche Aussagen finden, die anscheinend beweisen, dass die Bibel in sich schon unsinnig ist. Deswegen braucht es manchmal eine Sorgfalt, die nur jemand, der die Bibel ausgiebig studiert hat, an den Tag legen kann. Für viele Christen ist das Wort „Schriftgelehrter“ oder „Theologe“ ein böses Wort. Schließlich sei Jesus ja auch gegen die Schriftgelehrten gewesen. Die ganze Sache mit der Theologie sei so schrecklich theoretisch und unpraktisch. Man wolle doch etwas Praktisches hören, nicht so einen „Theorie-Kram“, solche Spekulationen, die keinem was helfen. Und es mag durchaus Leute geben, die sich denken: „Wie kann jemand ein Buch schreiben, um nachzuweisen, dass Jesus nicht für jeden einzelnen Menschen gestorben ist? Was soll darin für ein Sinn liegen?“
Darauf mag ich sagen: Wie wir über Jesu Tod am Kreuz und darüber, was er vollbracht hat, denken, ist durchaus wichtig für unseren Glauben. Wenn die Schrift Formulierungen verwendet wie „Christus hat unsere Sünden getragen“, „die Anklageschrift, die gegen uns gerichtet war, wurde ans Kreuz geheftet“ oder „er wurde durchbohrt um unserer Übertretung willen, zerschlagen wegen unserer Missetat; die Strafe, uns zum Frieden, lag auf ihm“ , dann nicht ohne Grund. Diese Aussagen haben eine Bedeutung, die ich, so denke ich, in meiner arminianischen Denkweise weniger klar fassen konnte. Es ist auch enorm wichtig zu erkennen, dass die Erlösung tatsächlich außerhalb des Gläubigen stattgefunden hat. Natürlich hat die Erlösung dann ganz praktische Folgen im Leben des Gläubigen, die sich darin zeigen, dass der Gläubige tatsächlich glaubt und eine Änderung seiner Gesinnung erfährt durch ein von Gott erneuertes Herz. Aber es ist enorm wichtig zu erkennen, dass Jesus die Erlösung bereits am Kreuz erwirkt hat, unabhängig davon, ob ein zukünftiger Gläubiger zu diesem Zeitpunkt schon gelebt hat oder geglaubt hat.
Gott aber beweist seine Liebe gegen uns damit, daß Christus für uns gestorben ist, als wir NOCH Sünder waren. ( Römer 5,8 )
John Owen geht in diesem Buch an das Herz des Evangeliums, an das Kernstück des christlichen Glaubens. Es ist nicht einfach eine Abhandlung, die darauf zielt, reformierte Theologie als solche zu verteidigen. Wenn es rein darum ginge, wäre es wohl nicht das Beste, so ein Buch zu schreiben bzw. geschrieben zu haben. Es geht um das Herzstück des Evangeliums, die Grundlage unseres Glaubens. Deswegen lautet der deutsche Titel auch „Leben durch Seinen Tod“. Darum geht es letztlich. Owen argumentiert sehr klar und die klare und strukturierte Gliederung des Buches unterstützt wirklich dabei, den Ausführungen zu folgen. Man findet in der Argumentation sehr viel von dem wieder, was man heute noch liest, daher hat das Buch, auch dank gut verständlicher Übersetzung kaum Staub angesetzt.
Vielleicht noch zum Inhalt des Buches. Fast 1/3 des Buches macht die Einführung von J.I. Packer aus, die Owens Ausführungen in einen größeren Zusammenhang stellt, was sehr sinnvoll ist. Dann folgen ca. 80 Seiten Ausführen Owens, die sich so gliedern:
Teil 1 – Die Absicht Gottes bei der Hingabe Jesu Christi in den Tod am Kreuz
Teil 2 – Das wahre Ziel und Ergebnis des Todes Christi
Teil 3 – Sechzehn Argumente zugunsten der These, dass Christus nicht für die Errettung aller Menschen starb
Teil 4 – Die Auseinandersetzung mit den Argumenten für eine allgemeine Erlösung.
Verlagstext:
John Owen
Leben durch seinen Tod
Das Sühnopfer Christi im Licht der BibelPaperback, 88 Seiten, RVB 1995
_Man kann mit Gewißheit sagen, daß seit der ersten Veröffentlichung dieses Buches (1647) keine vergleichbare Darstellung des Erlösungswerkes des Dreieinigen Gottes erschienen ist. Es war keine weitere nötig. Andrew Thomson bemerkt in seiner Besprechung dieses Buches, wie der Puritaner „John Owen einem das Gefühl gibt, daß er, wenn er mit dem Thema am Ende ist, es erschöpfend behandelt hat.“ Damit hat er eindeutig recht.
Owens Werk ist eine konstruktive, umfassend angelegte Analyse des Kernstücks der Evangeliumsbotschaft und muß als solche ernst genommen werden.
http://www.cbuch.de/product_info.php/info/p763_Owen–Leben-durch-seinen-Tod.html