Buch: Warum jemand nicht mehr glauben kann (Tom Bisset)

Nach einer kleinen Schreibpause möchte ich mal wieder ein Buch vorstellen. Es handelt sich um ein Buch namens „Warum jemand nicht mehr glauben kann“. Es handelt sich hier weniger um ein theologisches Buch als um eine Mischung aus (religions-)soziologischer Studie und Erfahrungsberichten.

Das Buch richtet sich vornehmlich an solche, die einen christlichen Hintergrund haben. Es befasst sich nicht so sehr mit intellektuellen Fragen, die einen Menschen mitunter auch dazu bewegen mögen, nicht mehr zu glauben, sondern beschreibt eine Vielfalt von Erfahrungen, die Menschen gemacht haben, die einst geglaubt haben oder in irgend einer Form dem Glauben nahe standen (oft auch wegen ihrer christlichen Erziehung als Kinder von Christen). Der Autor Tom Bisset unternimmt nicht den Versuch, hier theologische Erklärungen zu liefern (hier gibt es ja auch mitunter hitzige Debatten), sondern beschreibt, was Menschen dazu bewegen mag, sich von dem Glauben zu entfernen, zu dem sie sich einst freiwillig oder auch eher unfreiwillig bekannt haben.

Es handelt sich in der Tat um kein leichtes Thema, Bisset gibt dem Leser dennoch ein paar bemerkenswerte Beobachtungen mit an die Hand, wie z.B. die, dass viele, die sich vom christlichen Glauben gelöst hatten, auch wieder zu ihm zurückkehren. Es gibt aber selbstverständlich auch die Fälle, wo keine Umkehr von der Abkehr mehr stattfindet. Das Buch wurde aus einem seelsorgerlichen Blickwinkel geschrieben und richtet sich damit besonders an solche, die mit solchen Menschen intensiv zu tun haben, die sich abgewandt haben (man denke da nicht zuletzt an gläubige Eltern).

Der Autor stellt entsprechend seinen Untersuchungen (die auch sehr viele Interviews miteinschlossen) 4 große Thesen auf bzgl. der Frage, warum jemand nicht mehr glauben kann. Diese Thesen stellt er seinen Ausführungen voran.

1. Menschen wenden sich ab, weil sie beunruhigende, unbeantwortete Fragen in Bezug auf ihren Glauben haben.

2. Menschen wenden sich ab, weil ihr Glaube für sie nicht funktioniert.

3. Menschen wenden sich ab, weil andere Dinge im Leben wichtiger werden als ihr Glaube.

4. Menschen wenden sich ab, weil sie ihren Glauben niemals selbst in Anspruch genommen hatten.

Mich persönlich interessiert dieses große Thema sehr und ich denke, man kann dieses Buch mit großem Gewinn lesen, gerade, weil man früher oder später immer wieder damit konfrontiert wird. Das große Plus am Buch ist, dass Bisset gerade die, über die er schreibt, zu Wort kommen lässt und das macht die Schilderungen authentisch, nicht konstruiert, sondern lebensnah und nachvollziehbar. Klar wird anhand dieses Buches auch, dass Glaube nie etwas sein kann, das man tut, weil es einem von außen aufgezwungen wird. Es gibt keinen passiven, mitläuferischen Glauben, der irgendwie Sinn machen würde. Glaube ist etwas aktives, wofür (oder wogegen) sich ein Mensch auch ganz praktisch zu entscheiden hat. Gleichzeitig ist die Ursache des Glaubens nicht beim Menschen zu suchen.

Wie angedeutet – es ist kein einfaches Thema, es ist auch kein Buch, das man nebenbei mal so durchblättert – es geht hier um viel ernsten Stoff und man sollte sich wirklich auch Zeit nehmen beim Lesen und sich bewusst machen, dass es sich bei jeder geschilderten Begebenheit um das Leben von Menschen handelt.

Das Buch wurde 1992 in den USA veröffentlicht, 2005 dann in der 1. Auflage in Deutschland. Das Thema ist aber durchaus universell und darum lohnt sich das Lesen auch heute noch.

Zum Buch geht’s (komplett als pdf lesbar) hier:

http://www.clv.de/index.php?sid=fc68d61b7cab3cd0df2e8ba844216c84&cl=details&anid=1379&listtype=search

Verlagstext:

Der Autor Tom Bisset sprach mit denen, die sich vom Glauben abgewendet haben. Mit seiner Offenheit und Ehrlichkeit erreicht er ihre Herzen, indem er fragt: »Warum hast du dich vom Glauben abgewendet?«, »Gab es irgendetwas, was irgendjemand hätte tun oder sagen können, um dich zu einer anderen Entscheidung zu bewegen?« Der Autor entdeckte vier Hauptgründe für die Ablehnung des Glaubens und zeigt auf, was wir tun können, um jemandem zu helfen, der mit diesen Themen zu kämpfen hat. Der Leser wird zu Erkenntnissen gelangen und praktische Ratschläge erhalten, wie der christliche Glaube der nachfolgenden Generation vermittelt werden kann.

Mehr (und andere Aspekte betonend:)