Hatte Jesus eine Frau? Ein Kommentar von James White

Ein Kommentar von James White zu den neuerlichen „Sensationsmeldungen“ zum Thema: „Hatte Jesus eine Frau?“ (siehe verlinkter Spiegel-Artikel)

James White wird übrigens Freitag Abend in Berlin einen Vortrag halten.

https://unwisesheep.org/2012/09/07/hinweis-james-white-in-d/

Im Original ist der Kommentar nachzulesen: http://aomin.org/aoblog/index.php?itemid=5240

Jetzt kommt – wieder einmal – eine neue Runde von „Die Geschichte von Jesus in der Bibel ist Quatsch, und all die Christen damals haben allerlei unterschiedliches Zeug geglaubt, so dass es aussichtslos ist, irgendwas klares zur Person Jesu erfahren.“ Das geht ein paar Monate bis es ausgelutscht ist, nur um dann wieder von einem neuen Buch, neuem Film oder einer neuen tollen Entdeckung wieder aus der Versenkung gehoben zu werden. Für all die jungen Leute, die diese Spielchen und den tatsächlichen Hintergrund dazu noch nicht durchschaut haben, mag das aber eine große Sache sein, weswegen wir nicht einfach nur unsere Augen rollen können, um uns etwas anderem zuzuwenden. Wir müssen darauf eingehen. Aber das bedeutet nicht, dass die modernen Verfechter gnostischer Lehren irgendetwas Wichtiges oder Bedeutsames zu sagen haben. Das haben sie nicht. Aber sie bestehen darauf, sich zu wiederholen. Wiederholt.

Hier hab ich ein paar Ansatzpunkte für Konversationen, die auf der Arbeit, in der Schule oder auch zu Hause aufkommen mögen.

1. ) Witzig, wie die Medien aus so kleinen Stückchen Papier aus dem vierten Jahrhundert so eine Sache machen, aber nie jemanden von all den kleinen Papierstückchen aus dem zweiten Jahrhundert erzählen, die das biblisch kanonische Zeugnis von Jesus belegen. Lässt einen fragen, wo die wahren Journalisten heutzutage sind, oder?

2. ) Es gibt eine kleine Gruppe von antichristlichen Gelehrten, die die Medien nahezu anbeten, die nichts tun als die wilden, ausgefallen Theorien zu wiederholen, die eine kleine Gruppe von Häretikern hundert Jahre nach Jesus erdacht haben. Sie schreiben Bücher und machen Geld, indem sie Zeug recyceln, das mit Bänden von Gegenargumenten vor sehr langer Zeit schon  von Christen widerlegt wurde. Hören wir in den Medien je einen Hinweis auf die mehrere Bände umfassenden Widerlegungen dieser Leute, die schon damals im zweiten Jahrhundert von Männern wie Irenaeus verfasst wurden? Hast du je diese Texte gelesen? Oder hast du je die gnostischen Evangelien einmal selbst gelesen?

3. ) Ein Gnostiker aus dem 4. Jahrhundert hat gesagt, Jesus sei verheiratet gewesen? Das sind ja schockierende Nachrichten… sieht man die Tatsache, dass wir diese Geschichten schon seit Jahrhunderten kennen. Die Geschichten der Gnostiker, die im 2. Jahrhundert schon aufkamen, werden wilder und wilder bis hin zum 4. Jahrhundert, wo sie dann langsam anfingen, auszusterben. Genauso wie es den Geschichten ergeht, die unsere modernen antichristlichen Medien verbreiten, die völlig ohne Bezug zu den Zeiten Jesu sind und auf Auffassungen fußen, die denen der Juden des ersten Jahrhunderts völlig widersprechen, von denen Jesus kam und unter denen Jesus diente.

Das Problem dabei natürlich ist, dass man solche Funde eigentlich überhaupt gar nicht so in die Medien bringen dürfte. Es braucht Zeit um die Herkunft solcher Papyrus-Funde zu klären, ihre Bedeutungen, ihren Kontext, ihre Beziehung zu anderer Literatur festzustellen usw.. und normalerweise geschehen solche Dinge außerhalb der öffentlichen Diskussion. Mehr noch, ist das dazu benötigte Hintergrundmaterial um den Fund richtig einzuordnen, weit über den Kapazitäten, die ein gewöhnlicher Journalist, der darüber berichtet, hat. Das Ergebnis davon ist, dass wir die Voreingenommenheit der Medien ungefiltert abbekommen: Wenn es so dargestellt werden kann, dass es in Opposition zum traditionellen christlichen Glauben steht, dann gibt es einen Hype. Unterstützt es den traditionellen Glauben, wird es nicht mal erwähnt.

All das ist umso mehr problematisch wegen der allgemeinen und unkritischen Akzeptanz der “Bauer-Hypothese”, die von Bart Ehrman heute populär gemacht wird, die frühe Kirche sei ein Misch-Masch aus gleichwertigen, gleich apostolischen aber grundlegend sich widersprechenden Ansichten gewesen. Kombiniere man also diese Idee mit irgendeinem kleinen Stückchen gnostischen Unsinns und man hat das heutige Paradigma direkt vor Augen. [eines der besten Bücher, die gegen diese Auffassung sprechen:  http://www.aomin.org/catalog/product_info.php?products_id=1291 ]

Letztlich lohnt es sich, diese Geschichte mit dem weltweiten islamischen Zornausbruch zu vergleichen und zu kontrastieren, der wegen eines hohlen, lächerlichen und absurden Internet-Videos entstand. Muslime fühlen sich durch diese Lächerlich-Machung Mohammeds angegriffen. Ich fühle mich angegriffen durch die Mainstream-Medien, die diese gnostischen Absurditäten und Blasphemien Jesus gegenüber loslassen. Wir sehen muslimische Imame in Ägypten, die Bibel in Stücke reißen und sie aus Protest verbrennen. Wir sehen Tod und Feuer und Zerstörung als Zeichen einer Religion der Ehre, die um sich schlägt, weil sie einen Mangel an Ehrerbietung  wahrnimmt. Aber wie reagieren wir Christen auf diesen Angriff auf unseren Erlöser? Wir suchen Wege zum offenen Dialog, damit wir Wahrheit sprechen und Irrtum zurückweisen können. Wir setzen uns mit den vorgebrachten Dingen auseinander und weisen auf tief sitzende Weltbild-Problematik hin und auf historisch-kontextuelle Fehler. Wir antworten mit unserem Verstand, nicht mit unseren Fäusten. Ich bezweifle, dass Karen King erst unter Polizeischutz gehen musste, als sie ihre Geschichte zum Papyrusfund veröffentlichte. Das Christentum ist keine derartige Religion der Ehre. Wir überlassen das Urteil und dessen Verteidigung dem letzten Tag und wir lassen es in der Hand des gerechten Richters.

Aber ein letztes Wort der Ironie: Moslems sagen, dass sie nicht zwischen einem und dem anderen Propheten unterscheiden. Ok. Warum gibt es also keine Aufstände in Ägypten wegen dieses Papyrus und der damit verbundenen Behauptung, Jesus sei verheiratet gewesen. Der Koran sagt nicht, dass Jesus verheiratet war. Der Koran sagt, dass Jesus von einer Jungfrau geboren war und er wahrer Mensch usw. war. Warum also kein Aufschrei wegen dieser beständigen Angriffe auf Jesus? Ich hab von keinem einzelnen Kentucky Fried Chicken gehört, der aufgrund einer Leugnung der Jungfrauengeburt eines westlichen Gelehrten angezündet wurde. Aber dann zeichnet wer eine Karikatur von Mohammed und die Welt geht in Flammen auf. Wieder einmal frage ich mich? Wo ist dabei die Konsequenz?

Siehe auch: