Buch: Die Tatsache der Auferstehung (Josh McDowell)

Wie in einem Kommentar angekündigt – ich habe nur begrenzt Zeit, Kommentare zu verfassen und hab keine Zeit in eine langwierigere Diskussion einzusteigen – aber ich möchte dennoch auf ein wenig Literatur verweisen in diesem Zusammenhang.

Vor kurzem habe ich  einen Artikel über „christliche Apologetik“ veröffentlicht, in dem James White darstellt, warum er ein Präsuppositionalist und kein Evidentialist ist. Das große Problem im Evidentialismus sieht White darin, dass ein Christ im Grunde sein eigenes Weltbild verleugnet, wenn er evidentialistisch argumentiert. Gemeint ist damit:

Wenn ich sage –  „Wir haben hier Indiz A, Indiz B und Indiz D, die darauf hinweisen, dass es einen Schöpfer geben muss und weil Wissenschaftler A, Wissenschaftler C und Wissenschaftler E deswegen schlussfolgern, dass dem tatsächlich so ist, sollte man an Gott glauben“ – wo liegt hier dann das Problem?

Das Problem liegt darin, dass die höchste Autorität in meinem Weltbild die Gesamtheit der verschiedenen Indizien, die ich vorbringen kann und die Gesamtheit der Meinungen und Auffassungen verschiedener Wissenschaftler ist, die diese Indizien interpretieren. Und das kann nicht sein. Wenn ich konsequent an den christlichen Gott glauben möchte, dann auf das Wort dieses Gottes hin, nicht primär auf Grundlage von Indizien, sondern aufgrund der Vertrauenswürdigkeit der Worte Gottes / Jesu.

Warum? Das klingt nun wie ein Zirkelschluss oder etwas Ähnliches, aber ich denke, anders kann der Glaube nicht wirklich begründet werden, gerade, weil wir Menschen nicht allwissend sind: Es kann in einem Universum mit dem christlichen Gott keine höhere Autorität als diesen Gott geben. Wenn ich nun sage: „Wir müssen an diesen Gott wegen den Indizien A, B und D glauben“ – wer wird dann zur höchsten Autorität in meinem Universum? Wer hat das letzte Wort über die Existenz dieses Gottes zu sprechen? Gott selbst oder die Indizien, die ich habe? Ich fürchte, es werden die Indizien sein, die für mich dann höchste Autorität haben und auf denen mein Glaube an die Existenz dieses Gottes fußt – und das führt – meines Erachtens – zu einer inkohärenten Weltanschauung. Nicht mehr der christliche Gott ist die letzte Autorität in einem solchen Universum, sondern meine Indizien, die ich zusammengetragen habe.

Nun, nicht, dass man mich falsch versteht. Ich habe nichts gegen Indizien, die für den christlichen Gott sprechen und ich denke, von ihnen gibt es eine Menge und wir sollten uns mit ihnen beschäftigen, da wir an einen Gott glauben, der sich in der Schöpfung und der Geschichte geoffenbart hat, aber sie können die Existenz dieses Gottes nur demonstrieren, aber auf ihnen kann der Glaube an diesen Gott  letztlich nicht fußen.

Vielleicht zur Demonstration eine kurze Bibelstelle. Ich weiß, dass die Evangelien in Sachen Auferstehung immer wieder auf Widersprüche und innere Unstimmigkeit hin angegriffen werden  und nach unseren eigenen Maßstäben mag es augenscheinlich sogar manchmal so sein, aber mit sehr ähnlicher Argumentation könnte ich die innere Stimmigkeit der Apostelgeschichte angreifen, wo Paulus Bekehrung 3 mal unterschiedlich geschildert wird, ebenfalls mit augenscheinlichen Widersprüchen – besonders in mancher deutschen Übersetzung. Sind das tatsächliche Widersprüche? Ich denke nicht, dass demonstriert werden kann, dass der Autor der Apostelgeschichte sich hier widerspricht oder irgendwelche krummen Dinge am Laufen waren. Es deutet einfach darauf hin, dass hier ein und dasselbe Ereignis drei mal unterschiedlich formuliert worden ist – etwas, was plausibel und einem Autor durchaus zuzugestehen ist.

Die Schrift kann also, selbst bei einem punktuellen Ereignis drei verschiedene unterschiedlich klingende Schilderungen gebrauchen – ohne sich notwendigerweise tatsächlich widersprechen zu müssen. Ich denke, ein ähnliches Phänomen finden wir bei der Auferstehungsschilderung der vier Evangelien, nur, dass hier das Ganze weit komplexere Züge annimmt. Aber kommen wir zur Bibelstelle. Die Bibel schildert uns die Auferstehung, wie Jesus von verschiedenen Frauen, von den Aposteln usw. gesehen wurde und sich ihnen als Auferstandener zu erkennen gab. Und man sollte meinen, die Jünger seien dadurch sofort voll unerschütterlichen Glaubens. Aber dem war nicht so:

Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; etliche aber zweifelten.

( Matthäus 28, 16-17)

Die Bibel ist ein realistisches Buch, sie beschreibt die Zweifel unter den Aposteln. Sie spricht von den Aposteln nicht als wildem, fanatisierendem, jeden Funken Rationalität verloren habenden, Haufen von Irren, sondern von Menschen, die durchaus – teilweise verständlich – skeptisch waren, ob der Dinge, die vor ihren Augen geschahen.

Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie taufet auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und sie halten lehret alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Weltzeit!

(Matthäus 28, 18-20)

Und hier sehen wir, woraufhin geglaubt wird. Niemand von den Aposteln hat Jesus als den gesehen, der alle Macht im Himmel und auf Erden hat. Jesus hat Wunder getan, er ist auferstanden, aber dass Jesus alle Macht im Himmel und auf der Erde hat, dass – wie Paulus sagt „durch ihn, von ihm und für ihn alle Dingen geschaffen sind“ – das hat keiner mit eigenen Augen gesehen und so glaubt der Gläubige lediglich auf Jesus Wort hin. Der Gläubige glaubt nicht, dass Jesus alle Macht gegeben ist, weil er das schon öfter hat beobachten können. Niemand von uns hat Jesus tatsächlich auf dem Thron des Universums gesehen, von dem aus er herrscht . Nein, Petrus sagt zu den Gläubigen, an die er schreibt, sogar „ihr liebt Jesus, obschon ihr ihn nicht gesehen habt“. Aber der Gläubige glaubt, dass Jesus alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden, weil Jesus es selbst gesagt hat“ – und zwar, weil hier bei Jesus und in seinen Aussagen die höchste Autorität liegt und höchste Vertrauenswürdigkeit vorliegt. Ohne das hier ewig weiterzuführen – es lohnt sich die Evangelien auf Jesus eigenen Anspruch hin zu studieren und wie er ihn vor den Juden seinerzeit verteidigt und vertritt, die ihn für seinen Anspruch „Gottes Sohn und somit Gott gleich zu sein“ zu sein, letztlich aus dem Weg räumen wollen.

Kleine nachträgliche Anmerkung: Damit ist nicht gesagt, dass wir uns nicht mit Geschichte, mit Wissenschaft, mit Kultur und all solchem beschäftigen. All das kann unser Verständnis der Schrift und unseres Glaubens vertiefen und erleichtern. Wir glauben an einen Gott, der in sich in der Geschichte geoffenbart hat – besonders natürlich in Jesus Christus und insofern ist biblische Zeitgeschichte nicht zu vernachlässigen und sollte berücksichtigt werden. Und wenn man auch keine Theologie studiert, schadet es nicht, ein wenig über biblische Zeitgeschichte und Kultur etc. bescheid zu wissen. Ebenso sollte man sich z.B. mit Sprache, und wie sie funktioniert, beschäftigen, wenn man bspw. einen Bibeltext auszulegen versucht.

 Die Tatsache der Auferstehung

Nach diesem langen Vorwort möchte ich nun aber zum Buch kommen, das hier vorgestellt werden soll. Josh McDowell hat dieses Buch geschrieben und es trägt den Titel „Die Tatsache der Auferstehung“. Der clv-Verlag ist so freundlich, dieses Buch auch kostenlos als .pdf zur Verfügung zu stellen. Ansonsten ist das Buch mit 2,50 Euro für die Seitenzahl auch nicht wirklich teuer, der clv-Verlag ist da wirklich vorbildlich, was  seine Preise angeht. Josh McDowell geht hier eher evidentialistisch vor – und es schadet, denke ich, nicht, die Argumentation zu lesen und sich die Darstellung anzuschauen, ob man nun Christ ist, Jude, Moslem oder Atheist – man kann und wird dabei so einiges lernen. Nur denke ich, dass solch ein Buch allein niemand zum Glauben bringen wird. Es widerlegt einige Einwände gegen die Auferstehung Jesu, aber es kann natürlich keinen letzten Beweis für die Auferstehung bringen, der von jedermann akzeptiert werden wird. Daher auch meines langes Vorwort. Das Buch ist wirklich sehr nützlich und sehr nachvollziehbar und in seinem Aufbau sehr schlüssig und stimmig geschrieben. Es demonstriert zudem m.E. sehr gut die Tatsache der Auferstehung und speziell, wenn wir Christen sind, sollten wir uns mit diesen Dingen befassen und auch auf dieser Ebene geschichtlich informiert sein und die gängigsten Argumente gegen eine tatsächliche Auferstehung widerlegen können.

Aber wir sollten uns bewusst sein, dass so mancher mit großen Vorurteilen an ein solches Buch herangehen mag. Und uns sollte klar sein, dass so manchem, der das liest, beim Verstehen und Nachvollziehen sein eigenes Weltbild in die Quere kommen wird, das bestimmte Dinge schon im Voraus – a priori – als irrational ablehnt. Jemand, der radikal sagt: „Auferstehung kann nicht sein, weil es gegen die Naturgesetze spricht“, wird mit diesem Buch zunächst einmal weniger anfangen können als jemand, der in dieser Hinsicht nicht so voreingenommen ist, der sagt: „Nun, sollte es einen Gott geben, dann wären auch Wunder und die Auferstehung von Toten keine Unmöglichkeit“.

Von fast jedem Weltbild gibt es Leute, die ihr Weltbild teilweise in eine Art in sich unsinniges Extrem treiben. Denke man beispielsweise an den radikalen Konstruktivismus, der sagt: „Man kann nichts wirklich wissen, alles ist relativ“ – Solch eine Aussage ist in einem absoluten Sinne absolut unsinnig – denn wie kann so eine Aussage kohärent absolut gesetzt werden? Und in einem relativen Sinne ist sie recht nichtssagend. Denn zu sagen: „In einem gewissen Maße kann man die Wirklichkeit gewissermaßen nicht so wirklich ganz sicher kennen“ – stellt nicht wirklich einen Standpunkt dar. Nun, egal, welches Weltbild jemand konkret vertreten mag: Jemand, der den christlichen Glauben aufgrund seines eigenen Weltbildes angreift, muss dabei gleichzeitig aber auch sein eigenes Weltbild stimmig halten und prüfen, ob sein eigenes Weltbild wirklich zu verteidigen ist. Sei er nun Moslem, Hindu, Buddhist oder Atheist. Denn, wenn die eigene Weltanschauung nicht wirklich zu verteidigen ist, wie kann man dann auf  Grundlage dieser Weltanschauung die christliche Weltanschauung angreifen?

Wie gesagt– es handelt sich um ein sehr interessantes und – ich denke – lesenswertes Buch. Es ist nicht das einzige Buch, dieser Art, das ich gelesen habe – aber eines derer, die mir durchaus hilfreich waren.