Ich möchte nicht, dass dieser Beitrag für allzuviel Verwirrung sorgt. Daher sei auf eine Schrift des Martin Bucer Seminar verwiesen, wo man ein wenig Kontext zur Diskussion findet, auf die James White im Vortrag verweist. Im Artikel „ist der Glaube an Gott rational?“ findet sich auf theoblog.de eine .pdf, auf die ich hier verweisen möchte, die das Verständnis, worum es hier gehen soll, unterstützen soll:
http://www.theoblog.de/wp-content/uploads/2009/04/mbstexte120.pdf
Der zentrale Punkt, den James White in seinem Vortrag macht, ist der, dass er sagt:
Wenn ein Christ den christlichen Glauben verteidigt, muss er sich dabei des christlichen Weltbildes bedienen und kann einem Ungläubigen / Andersgläubigen nicht als jemand gegenübertreten, der seinen Glauben unvoreingenommen verteidigen würde und von derselben Ebene aus argumentieren würde wie sein Gegenüber. Ein Christ, so White, muss eben als Christ seinen Glauben verteidigen, der tatsächlich glaubt, dass Christus der einzige Weg zu wahrer Erkenntnis des Universums ist, weil Christus in der Schrift als Schöpfer des Universums beschrieben wird. Und weil er so beschrieben wird, muss Christus der Grund dafür sein, dass wir überhaupt über die Frage nachdenken können, ob es einen Gott gibt.
White leugnet dabei nicht, dass Indizien, die für Gott sprechen, sinnvoll sein können, wenn der Glaube verteidigt wird, misst ihnen aber zweitrangige Bedeutung bei. Ebenso wie die Bibel beschreibt, dass Jesus selbst mit vollbrachten Wundern nicht von der Masse der Juden als Messias akzeptiert wurde, glaubt White, dass Indizien für Gott allein nicht der Schlüssel für die Verteidigung des Glaubens sein können und zeigt auf, dass die christliche Botschaft für den Menschen zuerst einfach dumm wirken muss, wenn nicht Gott am Herzen eines Menschen wirkt.
Zitate aus dem Vortrag:
Wir sollten absolut überrascht sein, wenn die Welt unsere Verkündigung nicht für Dummheit hält. Denn wir erzählen der Welt, dass ein Zimmermann aus Nazareth nicht nur der Schöpfer aller Dinge ist, sondern, dass in ihm all die Schätze der Weisheit und Erkenntnis zu finden sind und, dass abseits der wahren Erkenntnis von Jesus Christus niemand wahre Erkenntnis des Universums haben kann. Jemand mag durchaus Erkenntnis haben, aber diese wird immer gebrochen, nicht in die richtigen Zusammenhänge, nicht in die tatsächliche Realität eingeordnet werden können. Das ist eine absolut bemerkenswerte Aussage. Und wir können niemals dieser Aussage absagen, ohne unseren eigenen Glauben zu hintergehen, ohne unsere eigenen Schriften zu hintergehen.
[…]
Wenn ihr meine Debatte mit Dan Barker über die Existenz Gottes gehört habt, wisst ihr das. Ich habe Dan Barker niemals zugestanden, dass er das Recht hat, seinen Schöpfer zu richten. Ich gestehe es dem Geschöpf nicht zu, über die Existenz seines Schöpfers zu richten, das ist töricht. So töricht wie rebellischen Krügen und Gefäßen eine Debatte darüber zuzugestehen, ob sie nun einen Töpfer haben oder nicht. Krüge, Töpfe, Gefäße und all solche Dinge sind geschaffene Dinge und sie erfüllen einen gewissen Zweck. Und dem rebellischen Sünder die Autonomie zuzugestehen, zu fordern, dass Gott auf sein Denken einsteigt, sich seinen Maßstäben unterwirft, bedeutet, dem rebellischen Geschöpf zuzugestehen, auf den Thron des Universums zu steigen, sich die Richterrobe überzustreifen und zu sagen: „Ich werde nun entscheiden, welche der Indizien in meinem Fall gegen Gott zugelassen werden“.
Was wird das Ergebnis davon sein? Nun, das, was wir jedes Mal sehen, wenn ein Evidentialist mit einem Atheisten diskutiert. Da kann es dann heißen: „Ich weiß nicht, ob ich diese Begründung akzeptiere, ich denke nicht, dass ich jenes Argument beherzige usw…“ . Jedes echte, überzeugende Indiz, von denen es so viele gibt, wird schlicht bei Seite geschoben von dem Rebellen, der auf den Thron sitzt, der sich zu Unrecht die Richterrobe umgeworfen hat.
Jedes Indiz, das die Existenz Gottes demonstriert, wird, weil er ein rebellisches Geschöpf ist, einfach ignoriert. Deswegen glaube ich, dass wir, wenn wir dem Zeugnis der Schrift entsprechen wollen, die jeweiligen Vorannahmen im Denken ansprechen müssen. Wir können nicht einfach eine christliche Epistemologie bei Seite schieben um jemanden dazu zu bringen, dem zuzuhören, was wir zu sagen haben. Das ist die Aufgabe des Geistes.
[…]
Der ganze Vortrag als .pdf
Abschließend: Zwei Beispiele, wie eine solche Apologetik dann in der Praxis aussieht, ich empfehle dabei besonders den Beitrag über den Relativismus – da schimmert das, was White hier sagt, klar durch:
Und für alle, denen das Mitdenken zu viel wird und der Kopf anfängt zu rauchen, Paul Washer hat diesen Ansatz vereinfacht hier erklärt:
https://unwisesheep.org/2010/12/07/presuppositional-apologetics/
Nun. Was denke ich? Der Vorteil des Präsuppositionalismus liegt sicherlich darin, dass er Wert auf innere Stimmigkeit legt und beherzigt, was die Schrift über das Verkündigen des Evangeliums sagt. Indizien für Gott werden nicht geleugnet oder für gänzlich unnütz erklärt, der Glaube wird nicht als irrational und unbegründbar dargestellt, es wird aber gesagt, dass richtige Vernunft erst ins Denken kommt, wenn Gott als Schöpfer im Zentrum des Denkens steht. So wird nicht gegen die Wissenschaft argumentiert, sondern gesagt, dass die Wissenschaft erst im Hinblick auf den Schaffer und Erhalter der Naturgesetze ihren Sinn erhält. Man könnte sagen, das alles sei unnütze Gedankenspielerei. Nun, ich würde sagen: Es hilft tatsächlich dabei, ein wenig zu verstehen, warum der christliche Glaube nicht so wirklich auf viel Gegenliebe stößt und nicht bereitwillig von jedem angenommen wird, der davon hört und wie man damit als Christ umgehen kann. Weiterhin hilft es, ein christliches Weltbild zu entwickeln, wenn man den Christus-Zentrierten Ansatz begriffen hat.