Wie ich hier schon angedeutet habe, ist gerade ein etwas größeres Video-Projekt in Arbeit zu einem Vortrag, den James White auf der Discern 08 Conference gehalten hat.
Ich bin noch lange nicht mit dem Text durch – ich würde schneller vorankommen, würde ich mich nicht ausgiebig mit Hintergrundmaterial zum Vortrag beschäftigen, was ich ohnehin auch ohne den Vortrag oft getan habe und immer wieder auch tue – aber hier einfach ein weiterer kleiner übersetzter Abschnitt aus dem Vortrag von James White, der gerade übersetzt wird und hier zu finden ist:
http://www.calvarysantafe.org/teachings/audio/20080914_02.mp3
wie gesagt. Das ganze hier ist WORK IN PROGRESS und wird hier und da wohl noch leicht modifiziert.
[…]
Hier hören wir ein Beispiel von der Art von Präsentation, die in unserer Gesellschaft und Kultur oft von Leuten wie Dr. Ehrman gegeben wird…
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bart_D._Ehrman
[Anmerkung von mir: Das eingespielte Beispiel ist auf der Aufnahme sehr schlecht zu hören, ich werde nochmals angestrengt drüber gehen, aber das ist bisher der Stand, was ich da hören kann, habe mir auch ein paar Ausschnitte von Ehrmans Präsentation auf youtube angesehen]
Ich fing an, mich mehr für die Bibel zu interessieren, weil ich ein sogenannter wiedergeborener Christ war und dachte, dass die Worte, die wir in der Bibel finden, von Gott gegeben waren und so studierte ich altgriechisch, beschäftigte mich mit der Bibel im Grundtext. Und je mehr ich studierte, umso mehr sah ich dieses große Problem. Wir haben nicht die originalen Texte oder diese eine große Kopie, sondern wir haben tausende einzelner Manuskripte aus Jahrhunderten später, die erst da geschrieben wurden. Wir haben keine Originale und daher wissen wir nicht, was in den Originalen stand. Das nahm mir mit der Zeit den Glauben, dass diese Worte von Gott gegeben wurden…
Diese Art von Präsentation, die ein Mann abliefert, der als einer der führenden Gelehrten im Bereich der Textkritik gilt, hat viele dazu veranlasst, ihren Glauben an die Verlässlichkeit des Textes des neuen Testamentes an sich zu verlieren. Wir sehen hier einen Mann, der sich vom christlichen Glauben abgewandt hat. Man mag sagen: Nun, dafür muss es ja einen Grund geben. Nun, oft ist es so, dass, wenn mir jemand erzählt, dass er sich vom Glauben abgewandt hat, ich ein wenig nachhake und es sich herausstellt, dass die Gründe nicht unbedingt dort lagen, wovon sie zuerst im Zusammenhang mit ihrer Abkehr vom Glauben sprachen. Tatsache ist, dass Gelehrte für ihre „Beweise“ gerne Fakten verdreht darstellen, besonders im Kontext mit den Massenmedien. Bart Ehrman ist überall zu hören über das „National Public Radio“. Wenn er irgend einen Gedankenanflug hat, muss das ins Radio. Unglaublich. Aber sie wollen dort keiner Gegenstimme Raum geben, die auf das eingeht, was er sagt. Leuten, die den christlichen Glauben verteidigen, wird kaum Raum gegeben, denn unsere Gesellschaft will nicht glauben. Die Leute wollen Gründe um den Glauben abzulehnen und Leute wie Bart Ehrman liefern diese Gründe. Ihr habt Dr. Ehrman gerade gehört, wie er sagte: „Alles, was wir haben sind Kopien von Kopien von Kopien von Kopien Jahrhunderte nach den ursprünglich verfassten Texten“. Ich habe sehr viele von Bart Ehrmans Präsentationen gehört und wieder und wieder hört man: „Alles, was wir haben ist eine Kopie einer Kopie einer Kopie, die hunderte Jahre später entstand. Es gibt schlicht keine Möglicheit zu wissen, was die Originale tatsächlich einst gesagt haben“.
Mitte der 90er hat Ehrman tatsächlich ein Buch veröffentlicht, das eher ein Werk für Gelehrte war als für den Laien, das er „the orthodox corruption of scripture – the effective early christological controversies on the Text of the new Testament“ nannte. Dieses Buch hatte in der akademischen Welt Auswirkungen, aber hatte auf die christliche Kirche weniger Auswirkungen, weil das alles auf einer zu technischen und schwer zu verstehenden Ebene geschrieben war, aber solches Material wird heute regelmäßig veröffentlicht. Bevor ich jetzt mit Zahlen komme. Wisst ihr, was Textvarianten sind? Textvarianten sind Stellen, an denen verschiedene handgeschriebene Abschriften eines Textes voneinander abweichen. Ein Manuskript mag „Montag“ schreiben, das andere mag „Mittwoch“ schreiben, oder so ähnlich, man findet das auch in abweichenden Schreibweisen von Namen oder ob bspw. ein „und“ da steht oder nicht. All das nennt man Textvarianten. Würde ich euch heute befehlen: Nehmt eure Zeitungen raus und schreibt auf ein leeres Blatt Papier all das darauf, was ihr in der Zeitung findet. Würden wir diese Abschriften alle sammeln, was denkt ihr, würden wir entdecken? Die meisten von euch würden Fehler machen. Die meisten von euch würden Dinge falsch schreiben, eine Zeile überspringen oder irgendetwas derartiges tun. Das passiert automatisch, wenn man Texte handschriftlich kopiert. Was denkt ihr nun, wie viele solcher Textvarianten wir in den antiken Abschriften des Neuen Testamentes haben? Wie viele Textvarianten denkt ihr, haben wir, wenn wir an all die Abschriften denken, die wir inzwischen gefunden haben? Die Antwort auf diese Frage hängt von der Person ab, mit der man spricht. Die meisten von uns haben sich wohl darüber niemals ernsthaft Gedanken gemacht. Ihr denkt vielleicht. Einhundert? Eintausend? Nun, nimmt man alle zusammen, kommt man auf geschätzte vierhunderttausend Abschriften.
Bart Ehrmann hält dann kurz inne, wie ich jetzt auch um sicherzugehen, dass ihr die Zahl hört und anfangt, darüber nachzudenken. Vier-Hundert-Tausend! Ich dachte, wir sprechen hier über die Verlässlichkeit des Neuen Testamentes! Ich hatte keine Idee davon, dass so viele sind. Die Kritiker lieben es, diese Zahlen in den Raum zu werfen und wollen es meist auch dabei belassen, besonders, wenn sie erwähnen, dass das Neue Testament lediglich aus ca. 140000 Worten besteht. Sie sagen: „Wenn wir also 400000 Varianten haben, sind das ca. 3 Varianten pro Wort“.
Ich habe Leute mit den verschiedensten Hintergründen gehört. Ich denke da an Atheisten, auch an Muslime, die die Argumente der Atheisten lieben, weil sie glauben, dass das Neue Testament fehlerhaft überliefert worden ist. Ich habe Leute mit den verschiedensten Hintergedanken diese Information nehmen sehen und damit gleichsam loszulegen: „Wie kannst du dem Neuen Testament Glauben schenken, wenn es so ausschaut als ob Textvarianten für jedes Wort im Neuen Testament existieren? Offensichtlich bedeutet das, dass der Text vollständig nutzlos und völlig fehlerhaft und nicht vertrauenswürdig ist, deshalb“, so würde der Atheist sagen, „solltest du nicht glauben, was der Text über Jesus oder Gott sagt“. Der Muslim würde sagen: „Deshalb brauchst du den Koran, der vollkommen überliefert wurde“ – was nicht wirklich so ist, aber das ist ein ganz anderes Thema. Und der ganze Gedankengang dahinter ist: „Hör auf, auf den Text des Neuen Testamentes zu vertrauen und fang an, das zu glauben, was ich möchte, dass du es glaubst!“ . Und selbst der Atheist hat ein eigenes Weltbild, auch wenn er dieses meist nicht verteidigen möchte und hat daher seine Gründe, dich dahin bringen zu wollen, das zu glauben, was er will, dass du es glaubst.
Ich habe schon von den „Local Community Colleges“ gesprochen. Dort trifft man immer wieder auf solche „Philosophy of Religion Professoren“ . Meine Tochter, die letztes Jahr im Januar 20 geworden war, begegnete als Studienanfängerin einem wirklich giftigen, bösartigen, gegen das Christentum eingestellten Professor. Und weil meine Tochter mir sehr ähnlich ist, ich würde sagen, sie ist wie ich nur in einem weiblichen Körper, was eine sehr gruselige Sache ist, wurde sie seiner Hassreden müde und knüpfte sich ihn vor vor versammelter Klasse. Und er schmolz zusammen, weil er nicht gewohnt war, dass ihm Studienanfänger aufzeigen, dass er nicht recht zwischen griechisch und hebräisch unterscheidet. Falls es jemanden interessiert wie das weiterging, kann man das alles in meinem Blog auf aomin.org nachlesen. Es gab einen öffentlichen Briefwechsel und es war eine sehr interessante Erfahrung. Aber, um zurückzukommen. Solche Leute wollen solche Fakten nehmen um den Leuten selbstsicher einzureden: „Niemand, absolut niemand kann Zuversicht haben, dass die neutestamentlichen Texte, die wir heute haben, tatsächlich das widerspiegeln, was ursprünglich geschrieben wurde“ . Das ist die Botschaft, die sie an den Mann bringen wollen. Das mag mit den verschiedensten Hintergedanken geschehen, aber das ist die Richtung aus der der Wind weht, den man in unserer Gesellschaft, in unseren Medien spürt.
Wie antworten wir nun darauf? Wo liegt die Antwort? Es braucht ein wenig Zeit und ein wenig Nachdenken um das Wesen dieser Vorwürfe und das Wesen der tatsächlichen Fakten zu verstehen. Lasst uns einmal betrachten, was dir nicht gesagt wird.
Erstens: 99% aller Textvarianten haben keinen Einfluss auf die Bedeutung. Darunter zu sehen sind Variationen hinsichtlich der Schreibweise, der Wortreihenfolge und die machen den Löwenanteil an Textvariationen aus. In seinen Abhandlungen auf akademischen Niveau gibt Ehrman das durchaus zu. Wo er für Leute schreibt, die sich mit Textkritik auskennen, da gibt er das zu. Er gibt zu, dass 99% der Variationen absolut und vollkommen bedeutungslos sind für die richtige Übersetzung eines Textes. Das hängt teilweise mit der Struktur der Sprache zusammen, in der das Neue Testament verfasst ist. Im Alt-Griechischen verhält sich die Satzstruktur deutlich anders wie im Englischen. Jeder, dem das Griechische geläufig ist, weiß, dass allerlei Möglichkeiten gibt, genau dasselbe auszusagen. Man kann im Griechischen die Worte teilweise beliebig verschieben und doch übersetzt man sie ins Englische immer gleich. Also sind die Reihenfolge der Worte oder die Schreibweise von bestimmten Wörtern nicht wirklich relevant für die Genauigkeit der Überlieferung. Wenn also 99% der Textvarianten letztlich bedeutungslos sind, steht nicht so wirklich in Frage, wie ursprünglich der Text gelautet haben muss. Denn 1% von über 400000 Textvarianten sind 4000 Varianten von ca. insgesamt 140000 Wörtern des NT. Das sind ca. 2,9% des Textes oder anders ausgedrückt: Eine bedeutende Abweichung im Text auf jeder dritten Seite im Text des neuen Testamentes. Ich weiß nicht, ob wir so sorgfältig abschreiben würden, wenn wir uns an eine vergleichbare Arbeit machen würden. Würde ich ein 10-Seitiges Schreibmaschinen-geschriebenes Dokument verteilen würde und ein paar üble Typen an den Ausgang stellen würde, damit ihr nicht hier nicht rauskommen würdet, bevor ihr den Text handschriftlich kopiert hättet, wette ich, dass wir nicht annähernd in die Nähe der Qualität der neutestamentlichen Überlieferung kommen würden, obwohl wir hier Klimaanlagen, elektrisches Licht und wohl bessere Augen und Brillen und alles Mögliche haben. All solches gab es damals nicht. Ich denke, wir würden nicht sehr nahe an eine solch gute Arbeit, die wir in der Überlieferung des NT finden, herankommen. Wir sehen, das wirft ein deutlich anderes Licht auf die ganze Sache als Ehrman und Co. Uns gerne weiß machen würden.
Zweitens: Ein schlichter Fakt ist: Je mehr Abschriften für ein antikes Werk bestehen, desto mehr Textvarianten wird man haben. Lasst uns das klarmachen: Hätten wir nur ein Manuskript des Neuen Testamentes, wie viele Varianten hätten wir dann? Keine. Null. Aber, wenn wir nur eine Abschrift hätten, wie sicher könnten wir uns sein, dass sie tatsächlich beinhaltet, was tatsächlich geschrieben war? Fast gar nicht sicher. Wenn Leute also mit diesen großen Zahlen jonglieren, dann ist alles, was sie damit widerspiegeln, dass wir eine Menge Abschriften von Texten des Neuen Testamentes haben! Es gibt mehr als 5500 katalogisierte Manuskripte der Bücher des Neuen Testamentes. Nicht alle davon reichen von Matthäus bis zur Offenbarung. Die meisten decken nur einen viel kleineren Teil ab. Besonders die ältesten Abschriften sind meistens nur einzelne Bücher oder Teile von Büchern. Und dennoch liegt die durchschnittliche Größe der insgesamt 5500 katalogisierten Abschriften bei ca. 200 Textseiten. Ihr könnt das durchaus selber rechnen, aber man kommt auf ca. 1,1-1,2 Millionen Seiten von Text. Denkt daran: 4000 Varianten. Bekommt ihr langsam einen Eindruck, wie diese Zahlen einzuordnen sind? Ihr wisst, wie das mit Statistiken ist. Jeder kann Statistiken gebrauchen, mit Zahlen jonglieren, es dürfte bekannt sein, dass man das auch in der Politik macht. Ihr seid sicherlich auch schon Menschen begegnet, die Zahlen in manchmal einer durchaus unangebrachten Art und Weise gebrauchen. Deswegen müssen wir bescheid wissen, was da wirklich passiert, wenn jemand Zahlen in falscher Weise gebraucht um zu täuschen. Denkt darüber nach: 4000 Textvarianten auf 1,2 Millionen Seiten handschriftlich kopierten Textes innerhalb von 1500 Jahren, bevor das Drucken erfunden wurde. Das ist eine erstaunlich geringe Quote bei dieser Menge von Text, es ist eine erstaunlich akkurate Überlieferung des Textes, der eine oder andere mag vielleicht sogar an ein Wunder denken.[…]
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Das Transcript zur im vorigen Beitrag erwähnten Debatte zwischen White und Ehrman findet sich hier:
http://www.brianauten.com/Apologetics/white-ehrman-transcript.pdf
Als MP3 kann die Debatte hier gekauft werden:
http://www.aomin.org/catalog/product_info.php?products_id=868
Über Bart Ehrman
http://de.wikipedia.org/wiki/Bart_D._Ehrman
Bart D. Ehrman erhielt eine strengreligiöse evangelikale Erziehung. Um sich intensiv mit dem Glauben auseinandersetzen zu können, studierte er die alten Sprachen der Bibel. Er erwarb Doktor und Master am Princeton Theological Seminary. Er ist heute Professor an der University of North Carolina at Chapel Hill.
Je mehr er sich mit der Bibel auseinandersetzte, um so mehr gewann er die Überzeugung, dass die Bibel nicht irrtumsfrei und von Gott offenbart sei, inspiriert bis in die einzelnen Worte hinein, wie er anfangs gedacht hatte; vielmehr sei die Bibel ein sehr menschliches Buch, mit allen Kennzeichen eines von Menschenhand geschaffenen Werkes: Diskrepanzen, Widersprüche, Irrtümer, und unterschiedliche Perspektiven von unterschiedlichen Autoren, die zu unterschiedlichen Zeiten aus unterschiedlichen Gründen für unterschiedliche Empfänger mit unterschiedlichen Bedürfnissen geschrieben haben. Ehrman trennte sich von seinen evangelikalen Ansichten, blieb aber zunächst noch Christ.
Entscheidend für seinen Abschied vom christlichen Glauben wurde Jahre später das Theodizeeproblem: Er stellte fest, dass er die Lehren des Glaubens nicht mehr mit den Tatsachen des Lebens in Einklang bringen konnte; insbesondere, dass er – angesichts all des Elends und all des Leidens in der Welt – nicht länger glauben konnte, dass es einen guten und allmächtigen Gott gebe, der sich aktiv um diese Welt kümmerte.[1]
Heute bezeichnet sich Ehrman als Agnostiker. Er verfolgte intensiv die These Walter Bauers, dass das Christentum stets in sich zerstritten gewesen sei.