Wie Gott führt ( Paul Washer) + ausführliches Vorwort

Mit Entsetzen musste ich gerade feststellen, dass dieses Video mit dem Titel „Wie Gott führt“ gar nicht in meinem Blog zu finden ist. Dieses Video war das erste Video von Paul Washer, das ich je hochgeladen hatte, damals freilich noch ohne Untertitel und auf Englisch, das damalige Video kann man hier betrachten. Jedenfalls wurden viele Bücher über das Thema „Wie kann ich den Willen Gottes erkennen?“ geschrieben und es werden dort so manche Ansätze vertreten. Und nicht Wenige machen sich deshalb ziemlich verrückt, gerade, wenn sie es ernst meinen. Man redet dann davon, in Abhängigkeit von Gott zu handeln und nur das zu tun, was man von Gott „hört“. Derartige Auffassungen sind wirklich sehr weit verbreitet. Weiter unten unter „Mehr“ kann man dazu (tatsächlich) noch mehr lesen und wieso ich das schwierig finde. Ich möchte aber meinen Ansatz hier positiv formulieren:

Ich denke, dass wir relativ frei sind, zu handeln, WIE WIR WOLLEN, WENN unser Denken mit der Schrift gesättigt ist, wir die Gebote und (Lebens-)Weisheit Gottes ernst nehmen und uns zudem mit weisen Ratschlaggebern umgeben.

Das mag sich zuerst anhören nach: „Du willst unabhängig von Gott dein eigenes Ding durchziehen!“. Auf das mag ich antworten: „Wie macht man das, unabhängig von Gott zu leben?“ – Wenn nicht einmal gottlose Könige das können, wie kann ich das tun?

Zum soeben ein wirklich gotteslästerliches Fest feiernden König Belsazar sagt Prophet Daniel (nachzulesen in Daniel 5):

„Du aber, Nebukadnezars Sohn Belsazar, hast dein Herz nicht gedemütigt, trotzdem du das alles wußtest, sondern du hast dich über den Herrn des Himmels erhoben; und man hat die Gefäße seines Hauses vor dich gebracht, und du und deine Gewaltigen, deine Frauen und Nebenfrauen haben Wein daraus getrunken, und du hast die silbernen und goldenen, ehernen, eisernen, hölzernen und steinernen Götzen gepriesen, die weder sehen noch hören noch verstehen; den Gott aber, in dessen Hand dein Odem und alle deine Wege sind, hast du nicht verherrlicht!“

(Daniel 5, 22-23)

Wenn der Odem und alle Wege dieses gottlosen Königs in Gottes Hand sind, wie können dann meine Wege nicht in seiner Hand sein? Wie könnte ich unabhängig von Ihm leben? Ich stehe in einer großen Abhängigkeit von Gott und dieser bin ich mir sehr bewusst. Aber dieses Bewusstsein macht ja gerade lebenstauglich, auch, wenn es im Leben gerade gar nicht schön und eher zum Verzweifeln ist. Wenn ich mich auf Gottes Wort und Gottes Weisheit stütze, dann kann ich darauf  vertrauen, dass seine Wege mit mir gut sein werden bzw. sind, gerade auch (und das ist im Grunde immer der Fall), wenn ich sie nicht im vorraus kenne, gerade auch, weil Gott seine guten Absichten auch immer wieder verheißt, gerade auch angesichts schwieriger Umstände, die uns gerade eben nicht als „Führung Gottes“ erscheinen mögen. Letztlich sind auch sie Führung Gottes.

Denke man an Josef. Der wurde von seinen bösen Brüdern nach Ägypten verkauft, war jahrelang versklavt, landete unschuldig im Kerker und doch sagt er viele Jahre später zu seinen Brüdern, die sich vor einer Rache seinerseits fürchteten: „Ihr gedachtet zwar Böses wider mich; aber Gott gedachte es gut zu machen […]“ ( 1. Mose 50, 20)

Ich bin der Überzeugung, dass wir große Freiheit im Handeln haben (besonders in all den optionalen Dingen wie Partnerwahl, Tapetenwahl, Arbeitsplatzwahl, Wohnortwahl, auch Gemeindewahl, auch darin, wie und wo wir als Gläubige dienen…), wenn dies im Rahmen geschieht, den die Schrift und  Gottes Wort und Weisheit und guter Rat anderer uns geben. Wir brauchen uns hier nicht verkopfen und bedrücken lassen. Allerdings ist natürlich große Sorgfalt und Gebet angebracht, wenn wir große Entscheidungen treffe.

Und vielleicht ein Beispiel, das ich mit dieser Freiheit nicht meine: Jemand, bspw. der charakterlich, vom Intellekt und von seiner körperlichen Verfassung nicht dazu in der Lage ist, sollte nicht versuchen, an ein bestimmtes Amt zu gelangen, das er nicht ausfüllen kann. Auch wenn es theoretisch möglich wäre, wäre es keine eigentliche Option.

Ein Beispiel dafür, was ich mit dieser Freiheit meine: Stellen wir uns einen jungen Mann vor, der begabt ist, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen – sagen wir einfach mal, er hat eine Begabung zu reden und zu Predigen. Er will weiter an seiner Begabung feilen und entscheidet sich für ein Theologiestudium etc.. Nun bewirbt er sich an verschiedenen Hochschulen und bekommt mehrere Zusagen für einen Studienplatz. Hier muss er nicht wochenlang grübeln: „Auf welche dieser Hochschulen will mich Gott jetzt schicken? Was ist sein Wille?“ – Nein, er entscheidet sich nach dem, welche Hochschule am ehesten zu seinen Präfernzen passt – er stellt sich die Frage: „Welche Hochschule davon passt am besten zu meinen sonstigen Plänen und Vorhaben?“ Er fragt auch: „Welche Hochschule von diesen ist meine Wunsch-Hochschule?“. Das ist dann durchaus eine legitime Frage und entsprechend entscheidet so jemand dann und – O Wunder – ist damit im Willen Gottes – immer vorausgesetzt, er richtet sich nach der Schrift und holt entsprechend weisen Rat ein“

Wir können ja durch so was nicht „Gottes Plan“ zunichte machen. Gott hat souveräne Absichten, die er umsetzen wird – welche diese dann im Detail sind – haben uns aber egal zu sein. Manchmal dürfen wir sie im Nachhinein erahnen – aber wir sind ja nicht Gottes Geheimräte, als könnten wir ihm über die Schulter schauen – das steht uns als Geschöpfen nicht zu. Ein Beleg hierfür Römer 9.

„Nun ja, lieber Mensch, wer bist denn du, daß du mit Gott rechten willst? Spricht auch das Gebilde zu seinem Bildner: Warum hast du mich so gemacht?“

(Römer 9, 20)

Wie sich aber dann aber im Leben ausgestaltet und wird, liegt durchaus in Gottes Hand. Und der Mensch, der weiß, dass er natürlich Verantwortung trägt mit seinem Denken und Handeln, aber auch die eigene Ohnmacht und Begrenztheit sieht angesichts der vielen anderen Kräfte, die in der Welt wirken, kann darin ja auch wirklich Trost finden, dass Gott seinen Odem und alle seine Wege in der Tat in seiner Hand hält.

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Wie Gott führt

[…]Es ist nicht umsonst. Ich fürchte, dass wir von der meisten Arbeit, die wir als Christen tun, denken, sie sei fast umsonst. Wir denken dass sie nichts bewirkt, nichts tut, dass sie keine Frucht trägt.  Und manchmal, wenn wir etwas sehen, was keine Frucht gehabt zu haben scheint, sagen wir: „Gut, das hat keine Frucht gebracht“. Aber wie können wir das beurteilen auf dieser Seite der Linie, auf dieser Seite des Himmelstores? Wie können wir das beurteilen, was Frucht getragen hat und was nicht Frucht getragen hat? Ich denke, wir werden überrascht sein; ich denke, unsere Welt wird womöglich auf den Kopf gestellt am Tag des Gerichts, wenn vielleicht herausfinden, dass all die Dinge, wo wir dachten, sie brächten keine Frucht, Frucht brachten und all die Dinge, die wir für fruchtbar hielten, fruchtlos waren. Denk da mal drüber nach.

Wir sollten optimistisch sein gegenüber jedem Wirken Gottes. Denn Gott fängt nichts an, was er nicht vollendet. In seiner Arbeitsweise verschwendet er keine Zeit.

Ich hab vor zwei Tagen mit einem Mädchen gesprochen, und zwar mit der Tochter von Charles Leiter und ich hab sie so gern. Sie war mit uns in Rumänien und sie sagte: „Ich denke, ich möchte an die Universität gehen und studieren um eine Pflegerin zu werden und woher weiß ich jetzt, dass das der Wille Gottes ist, was soll ich machen?“

Und ich sagte: „Erst mal, was willst DU machen?“

Und sie sagte: „Ich denke, ich will studieren gehen“.

Worauf ich sagte: „Dann geh studieren“.

„Was, wenn es falsch ist?“

„Gott wird es wieder hinbiegen. Und selbst wenn es richtig ist, dort zu studieren, dann schickt dich Gott da vielleicht aus völlig anderen Gründen hin als du denkst. Du magst denken, du gehst da hin um zu lernen, wie man eine Pflegerin wird, und er schickt dich dort hin, einfach „nur“ damit du deinen Ehemann findest. Wer weiß? Du weißt nie, was kommt.“

Manchmal sind wir zu reif, zu erwachsenenartig. Wir müssen mehr wie die Kinder werden. Ich habe eines Tages diesen alten Prediger gehört und der wurde in einer Radio-Sendung eingeladen und sprach dort ein wenig und da rief dann in dieser Sendung so ein sehr aufrichtiger junger Mann an. Er sagte: „Ich fühle mich so gedrängt, in die Mission zu gehen, ich will da einfach zu einer Menschengruppe gehen, die Jesus nicht kennt und ich will das Evangelium verkünden; aber was ist, wenn es nicht Gottes Wille ist?“

Und der alte Prediger sagte: „Mein Sohn, solltest du von Gottes Willen abkommen, indem du versuchst, Jesus Missionsauftrag zu gehorchen, dann bin ich sicher: Er wird dir vergeben.“

In einer Art können wir so bedrückt sein, ob diese oder jene Entscheidung jetzt nun richtig oder falsch ist oder ob wir dies oder jenes tun sollten; wenn ich eine Person sehe, die so denkt, muss ich sie erinnern:

„Du vertraust auf deine Fähigkeit zu hören und du vertraust nicht in Gottes Fähigkeit zu führen“.

Gottes Fähigkeit uns zu führen. Die Führung Gottes ist so anders, so anders wie die meisten Christen sich das vorstellen. Lasst mich euch ein Beispiel geben. Ich habe eines Tages an einem bestimmten Ort gepredigt. Und es gab einige Unterbrechungen, Störungen. Und ich predigte und die Leute da, die testen mich aus. Da gab es eine Gruppe von Leuten, die mich austestete. Sie wollten sehen, wie weit sie gehen konnten, bevor ich irgendwie reagierte. Und letztlich stand ich da und predigte, eine ganze Weile lang und plötzlich aus heiterem Himmel sagte ich: „Achtung, ihr Jugendlichen! Hört mir zu ihr jungen Leute, hört mir zu!“

Und dann sagte ich etwas, was mich selbst total erschreckte: „Wir starten diese Predigt noch mal und während wir das tun, wird es Störungen und Unterbrechungen geben und deswegen kann es sein, dass wir nicht einmal in der Lage sind, das zu Ende zu bringen und eure Chance, das Evangelium zu hören wird dahin sein.“

Und ich dachte: Oh mein Gott, warum um alles in der Welt habe ich das gesagt? Was mache ich hier eigentlich? Ich dachte: Oh Mann, jetzt werden die denken, ich sei eine Arte falscher Prophet, so ein Verrückter, der etwas voraus sagt, das passieren soll. Wie komme ich dazu, das überhaupt zu sagen?

Wir fingen dann wieder an zu predigen. Und plötzlich fing es an, an der Tür zu rütteln und jemand kam herein, machte einen Haufen Lärm und die Versammlung bekam auch wegen meiner „Vorahnung“ einen ziemlichen Schrecken.

Warum habe ich euch das Beispiel gegeben? Um euch zu zeigen, nicht viel von Menschen oder ihrer Fähigkeit zu hören zu halten.

Die meisten Menschen, die das gesehen haben, dachten: „Paul Washer ist so geistlich, er hörte diese Botschaft von Gott und er sprach sie dann aus und es war für ihn völlig klar, dass Gott ihm das jetzt eingab und deswegen gab er uns das dann weiter und es geschah dann ja auch“.

Das ist nicht die Art, wie Gott uns führt, oder? Ich habe das plötzlich – und ich weiß nicht mal warum – einfach gesagt. Und es hat selbst mich zu Tode erschreckt und ich dachte: Warum habe ich das gesagt? Und warum ist  es dann tatsächlich auch geschehen?

Das ist ein perfektes Beispiel für Gottes Führung; ich versuche euch Dinge an die Hand zu geben, die Realität sind, das ist wirklich ein perfektes Beispiel, wie sich die Führung im Leben ausgestaltet.

Gläubige in der Bibel und Gläubige heutzutage enden genau da, wo Gott sie haben will und meistens ist es nicht, weil sie seine Stimme hörten oder eine Vision hatten oder irgendetwas anderes derartiges. Es geschieht auch nicht wegen ihrer großen Fähigkeit, die Stimme Gottes zu erkennen, sondern es liegt in der großen Fähigkeit Gottes zu führen begründet! Und viele Male erkennen wir nicht einmal, dass es der Wille Gottes war, bis wir später zurückschauen und Gottes führende Hand durch unser ganzes Leben hindurch sehen können.

So viele Leute sind ängstlich und denken: ich möchte, dies oder das tun, aber ich habe einfach Angst, loszulaufen und da ist zwar eine offene Tür vor mir, aber ich habe Angst durch zu gehen, weil es falsch sein könnte. Ich habe da keine Angst. Ich hab da eine kleine Abmachung mit Gott. Im Grunde klingt diese so: „Gott, wenn das eine offene Tür ist, dann gehe ich durch – aber wenn du das nicht willst, dann schließe die Tür“.

Und wenn ich durch etwas gehen möchte, was ich für eine offene Tür halte, und sie mir geradewegs vor der Nase zufällt und mich dann weniger ernsthafte Christen anschauen und sagen: „Da hast du wohl Gott nicht richtig zugehört“, dann stört mich das nicht im Geringsten.

Da gibt es so viele Arten von gleichsam in Elfenbeintürmen wohnende Theologen, die immer kritisch gegenüber Leuten sind, die kindlich versuchen, Gott nachzufolgen, die mich  nicht im Geringsten kümmern. Diese Leute wagen nie irgendwas, die tragen auch wenig Sinnvolles bei.

Ich sage jungen Leuten immer: „Hört zu: Wenn Gott dich berufen hat, nach Indonesien zu gehen, dann kauft dir ein Flugticket und gehe nach Indonesien. Und wenn du dir kein Flugticket leisten kannst, dann fahr mit dem Boot. Wenn du dir kein Boot leisten kannst, dann fang an zu schwimmen, Wenn du nicht schwimmen kannst, dann folge einfach dem Lauf des Wassers in Richtung Indonesiens. Gott wird dich hinbekommen. Es ist in einem Sinn wirklich so, dass Gott, wenn er jemanden ruft, einen Weg bahnt. Er bahnt nicht nur einen Weg, er gibt auch die Gnade diesen Weg zu gehen. Gott gibt dir alles, was du brauchst, um seinem Willen zu gehorchen“.

Deswegen sagen ängstliche Christen manchmal Dinge wie: „Ich denke, Gott ruft mich gerade zu einem Bibelstudium oder der Pastor hat mich gefragt, in diesem Bereich zu helfen und ich habe einfach nicht, was ich dazu brauche, es zu tun.“

Nun, das war nie die Frage; wir alle stimmen darüber überein, dass du nicht hast, was es braucht. Das wissen wir alle; man muss dazu kein Einstein sein um das zu erkennen. Die Frage ist nicht, ob du die Fähigkeit hast, es zu schaffen, sondern: Wirst du dich von Gott abhängig machen?

Gestern bei der Jugendveranstaltung sah ich so was Tolles, das mich so ermutigt hat. Da war kein Klavierspieler da und Bruder Bob fragte ein Mädchen: „Denkst du, dass du dieses Lied spielen kannst?“

Die meisten Teenager würden in sich zusammensacken und sagen: „Nein, kann ich nicht“ und würden es peinlich finden, weil sie Angst haben, zu versagen. Dieses Mädchen sagte: „O.k. Lasst mich einen Versuch wagen, wenn ich auch nur mit einer Hand spiele.“

Und wisst ihr, jede andere Antwort ist Stolz. Denn Angst vor Fehlern ist meist einfach nur Stolz, nämlich, dass du Angst hast, deinen Ruf zu verlieren.

Also antworte so:

„Sicher, ich werde einen Versuch wagen!“

„Was, wenn es nicht klappt?“

„Dabei gewesen, mitgemacht, das T-Shirt bekommen. Wen interessiert es?“

Zum Vertiefen: