Wenn ich mit Menschen und Engelzungen rede,
aber keine Liebe habe,
so bin ich ein tönendes Erz
oder eine klingende Schelle.
Und wenn ich weissagen kann
und alle Geheimnisse weiß
und alle Erkenntnis habe,
und wenn ich allen Glauben besitze,
so daß ich Berge versetze,
habe aber keine Liebe, so bin ich nichts.
Und wenn ich alle meine Habe austeile
und meinen Leib hergebe,
damit ich verbrannt werde,
habe aber keine Liebe,
so nützt es mir nichts!
( 1. Korinther 13, 1-3 )
Der Text aus 1. Korinther 13 wird ja gerne auf Hochzeiten zitiert ( was ja nicht falsch ist ), aber wenn wir den direkten Zusammenhang anschauen, bezieht sich Paulus hier auf die Liebe bei uns Christen untereinander, speziell, was den Dienst untereinander angeht. Paulus leitet den ganzen Text aus Kapitel 13 mit folgenden Worten ein:
Ihr aber seid Christi Leib, und jedes in seinem Teil Glieder. Und so hat Gott in der Gemeinde gesetzt erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, darnach Wundertäter, sodann die Gaben der Heilung, der Hilfeleistung, der Verwaltung, verschiedene Sprachen. Es sind doch nicht alle Apostel, nicht alle Propheten, nicht alle Lehrer, nicht alle Wundertäter? Haben alle die Gaben der Heilung? Reden alle mit Zungen? Können alle auslegen? Strebet aber nach den besten Gaben; doch zeige ich euch jetzt einen noch weit vortrefflicheren Weg:
( 1. Korinther 12, 27-31 )
Ich möchte jetzt nicht 1. Korinther 12 auslegen, aber wir sehen hier klar, dass das Thema, um das es geht, der Dienst ist, den Menschen für Christus tun. Und nun, mir hat neulich jemand die Verse aus 1. Korinther 13 zitiert ( einfach, weil er diese Verse faszinierend fand ) und ich kam dadurch auch ziemlich ins Nachdenken und denke noch. Paulus sagt hier letztlich: Egal, wie viel du leistest, egal wie viel du von dir hergibst, egal ob du die aller tiefste Erkenntnis hast, ob du die aller größte Weisheit hast, ja, egal wie tief und groß dein Glaube sein mag, mit dem du tatsächlich Berge versetzen magst: Wenn du keine Liebe hast, so bist du nichts.
Wir mögen die beste Theologie haben, die bibeltreuste Lehre haben, wir mögen aufopfernd unseren Dienst tun, wir mögen so und so viele Traktate verteilen, so und so oft unseren Glauben verteidigen, so und so viel an Missionswerk X und Hilfswerk Y spenden. Und doch ist es, wenn uns nicht Liebe motiviert, letztlich sinnlos. Ich sage das nicht als jemand, der das völlig verinnerlicht hätte. Nein, ich habe und zeige immer wieder Lieblosigkeiten in meinem Leben. Umso wichtiger ist es, sich mit der eigenen Motivation auseinanderzusetzen und zu hinterfragen: Warum tue ich dieses oder jenes?
Und um das Alles in einen größeren Zusammenhang zu setzen (ohne den Text jetzt auszulegen): Liebe als absolut grundlegende Motivation im Leben als Christen ist auch ein großes Thema im 1. Johannes-Brief, Johannes zeigt auch den Ursprung dieser Liebe auf, ich denke, es ist wert, darüber tief nachzudenken:
Geliebte, lasset uns einander lieben! Denn die Liebe ist aus Gott, und wer liebt, der ist aus Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe. Darin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten.
Darin besteht die Liebe, nicht daß wir Gott geliebt haben, sondern daß Er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühnopfer für unsre Sünden. Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, so sind auch wir schuldig, einander zu lieben.
Niemand hat Gott je gesehen; wenn wir einander lieben, so bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollkommen geworden. Daran erkennen wir, daß wir in Ihm bleiben und Er in uns, daß er uns von seinem Geiste gegeben hat. Und wir haben gesehen und bezeugen, daß der Vater den Sohn gesandt hat als Retter der Welt. Wer nun bekennt, daß Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er in Gott. Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat; Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
Darin ist die Liebe bei uns vollkommen geworden, daß wir Freimütigkeit haben am Tage des Gerichts, denn gleichwie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht macht Pein; wer sich aber fürchtet, ist nicht vollkommen geworden in der Liebe. Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.
( 1. Johannes 4, 7-19 )
Liebe Grüße
Simon
Hab auch noch diesen kurzen Clip dazu ausgegraben:
Das ist in der Tat sehr wichtig:
Ein ernsthaftes Bemühen um Theologie, saubere Theologie kann zu Stolz und zu einer Art sektiererischer Einstellung anderen gegenüber führen, was dich kalt, richtend und kritisch werden lässt. Auf dieselbe Weise: Ein Verlangen nach Hingabe und Erkenntnis von Hingabe, kann dich dazu bringen zu denken: „Ich selbst bin hingegeben“ und dich dazu bringen anderen gegenüber kritisch und kalt zu sein, die das nicht sind. Ebenso, was ich heute morgen ansprach, die Ethik – wirklich ein Christus-ähnliches Leben zu führen, das kann dich zu einer sektiererischen Art von Lebensstil führen, in dem du kalt und kritisch bist. Denn bei allen drei Fehlern ist die Hauptlehre Christi verloren gegangen. Nämlich die der Liebe, welche alles zusammenhalten soll. Ich sag es so. Wenn deine Ansichten bzgl. der souveränen Gnade oder deine reformierten Ansichten dich nicht dazu bringen, die leidenschaftlich zu lieben, die dir in deinen Ansichten widersprechen, dann bist du ein wandelnder Widerspruch. Wenn deine Hingabe dich nicht dazu bringt, die zu lieben und denen zu dienen, die oberflächlich im Glauben sind, dann bist du ein wandelnder Widerspruch. Und wenn deine Ethik dich nicht dazu bringt, die leidenschaftlich zu lieben und besorgt zu sein um die, die gleichsam gesetzlos Leben, dann bist du ein wandelnder Widerspruch. Es ist so wichtig, das zu verstehen.
Und ich denke, das Ganze kann man letztlich darin zusammenfassen: Christus im Zentrum zu haben. ABER – schau dir einfach all die Gruben an, in die wir fallen können. Denn dann kommen die, die sagen, wir müssen Christus-zentriert leben und sie missbrauchen das Christus-Zentriert-Sein dazu, zu sagen, dass in der Schrift nichts wichtig ist als der Charakter Christi und das rettende Werk Christi – so konzentrieren sie sich auf die Christozentrik und darauf, für die Ehre Gottes zu leben doch – sie Leben ihr Leben völlig außerhalb von all den Anweisungen der Schrift. Es gibt überall Fallen.
Deswegen sagte ein Prediger, der eine Predigt über die Wahrheit hielt. Er sagte: Das ist wie auf einer Rasierklinge zu laufen, in der Wahrheit zu wandeln: Denn du kannst auf der einen Seite herunterfallen und du kannst auf der anderen Seite herunter fallen. Sehr, sehr wichtig.