Timotheus #6 Das Kreuz

Nun ist die Ausgabe 6 des Timotheus-Magazins endlich erschienen! Die gedruckte Ausgabe liegt zum momentanen Zeitpunkt noch nicht vor, was einen aber nicht vom Lesen abhält, wenn man zur Online-Ausgabe greift – bzw. deren Inhalt z.B. in Form einer .pdf herunter lädt.

Zum Inhalt ist zu sagen, dass sich einige sehr interessante und vor allem für mich wichtige Artikel im Heft finden. Ich denke besonders an den Auszug aus R.C. Sprouls Buch „Was am Kreuz geschah“ und an den Artikel von Hans-Werner Deppe.

Erst kürzlich wurde ich mit einer Auffassung konfrontiert, die den über Sünde zornigen Gott als archaische Auffassung deklariert. So wird gesagt, dass Gott keinem alten, starrsinnigen Manne gleiche, der wegen der Sünde der Menschen nicht über seinen Schatten springen könne, um ihnen zu vergeben und daher nur durch ein stellvertretendes Opfer besänftigt werden könne. Der Zorn Gottes über alle Ungerechtigkeit der Menschen wird in dieser Auffassung weitgehend ignoriert oder wenn doch beachtet, dann nur halbherzig dargestellt. Ja, der Mensch sündige, aber dies  sei primär etwas Selbstzerstörerisches (-was es ja sicherlich auch ist), schon auch von Gott Trennendes, Sünde werde aber gleichsam von Gott nicht mit Zorn beantwortet – letztlich gebe es keinen zornigen Gott, sondern nur den liebenden Gott, der uns helfen möchte, aus unserem selbstzerstörerischen Sein herauszukommen, das letztlich in den Tod führe – dieser Tod sei eben ein schlechter, schädlicher und auch bedrohlicher Zustand, aber man dürfe sich das nicht so vorstellen, dass Gottes Reaktion darauf eine zornige ist. Ein Gott der Liebe, der zugleich zornig Sünde und Sündern gegenüber sei, sei in sich gespalten und nicht in der Bibel zu finden.

Problematisch daran ist meines Erachtens, dass gewisse Elemente des Evangeliums ja durchaus da sind, andere aber weggelassen oder ignoriert werden. Natürlich ist der Lohn der Sünde der Tod und natürlich ist Sünde etwas zutiefst Selbstzerstörerisches, aber sie ist nicht nur das- Sünde richtet sich ja zu aller erst tatsächlich gegen Gott. Sünde wird auch nicht umsonst unter anderem eben auch als Übertretung des Gesetzes bezeichnet, als Übertretung des Gesetzes, das ja dem Wesen Gottes entspringt und insofern ja nicht von Gottes Person und Wesen zu trennen ist. Natürlich ist der Zorn, der Gottes Heiligkeit entspringt, nicht gegen seine Liebe auszuspielen, in dem Sinn, dass sie sich widersprechen würden. Paulus schreibt den Christen in Rom: Christus ist tatsächlich für uns gestorben als wir noch Feinde Gottes waren – Gottes Gnade ist also durchaus vorlaufend und vorgreifend und Gottes Liebe war es, die sein Handeln im Kreuz antrieb, an dem Christus die Erlösung erwirkte, an dem Christus die Sünde trug – das legitimiert aber nicht, dass ich den Zorn Gottes als solchen als archaische Vorstellung abtue und ich diesen nicht auch als ein Element der frohen Botschaft anerkenne.

Ich fand es sehr interessant, dass gerade diese beiden Artikel von Sproul und von Deppe auf diese oben dargestellten Auffassungen eingingen. Ein sehr prägnantes Zitat von R.C. Sproul in dieser sechsten Ausgabe besagt auch:

Christus starb am Kreuz, um Gottes Zorn zu beschwichtigen. Der Gedanke, dass am Kreuz Gottes Zorn beschwichtigt wurde, hat nur wenig dazu beigetragen, den Zorn moderner -Theologen zu beschwichtigen. Tatsächlich können sich viele bei dem Gedanken, dass Gottes Zorn beschwichtigt werden musste, leicht erzürnen. Sie meinen, es läge unter seiner göttlichen Würde, beschwichtigt werden zu müssen, oder dass wir etwas tun müssten, um ihn zu beruhigen oder zu besänftigen. Wir müssen sehr vorsichtig sein, wie wir den Zorn Gottes verstehen. Aber ich möchte Sie daran erinnern, dass die Beschwichtigung des Zornes Gottes in der Theologie kein äußerlicher, nebensächlicher
Sachverhalt ist, sondern ans Wesen des Heils geht. […]
Wenn wir im biblischen Sinne von Rettung sprechen, dann müssen wir genau sagen, wovon wir letztlich gerettet werden. Der Apostel Paulus tut genau das für uns – und zwar in 1. Thessalonicher 1, 10. Dort sagt er, dass Jesus der ist, „der uns errettet vor dem zukünftigen Zorn“. Letztlich starb Jesus, um uns vor dem Zorn Gottes zu erretten. Ohne das zu verstehen, werden wir das, was Jesus von Nazareth lehrte und predigte, einfach nicht verstehen, denn er warnte die Menschen ständig, dass das göttliche Gericht eines Tages über die ganze Welt kommen würde.
Hier nur einige seiner Warnungen vor dem Gericht: „Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder ohne Ursache zürnt, wird dem Gericht verfallen sein“ (Mt 5, 22). „Ich sage euch aber, dass die Menschen am Tage des Gerichts Rechenschaft geben müssen von jedem unnützen Wort, das sie geredet haben“ (Mt 12, 36). „Die Männer von Ninive werden im Gericht auftreten gegen dieses Geschlecht und werden es verurteilen, denn sie taten Buße auf die Verkündigung des Jona hin; und siehe, hier ist einer, der größer ist als Jona!“ (Mt 12, 41). Jesu ¬Theologie war eine Theologie der Krise. Das griechische Wort krísis bedeutete ursprünglich „Beurteilung“ oder „Entscheidung“.
Und die krísis, von der Jesus predigte, war die Krise der großen Entscheidung, des bevorstehenden Gerichts über diese Welt, der Zeitpunkt, zu dem Gott seinen Zorn über die Unerlösten, die Gottlosen und die Unbußfertigen ausgießt. Die einzige Hoffnung, sich vor dem kommenden Zorn Gottes zu retten, ist, durch Christi Sühnopfer beschützt zu sein.

Auch der Artikel von Hans-Werner Deppe über den jüdischen Versöhnungstag war sehr aufschlussreich und beachtenswert und wird sicherlich für mich auch Anstoß für ein weiteres Beschäftigen mit dieser Thematik sein.

Natürlich richtet sich das Heft noch immer an (junge) Christen und setzt damit so Manches als gegeben voraus – daher wird nicht bei jedem Artikel quasi bei Adam und Eva angefangen – Mitdenken geht also auch nur, wenn schon gewisse Grundlagen an Vorkenntnissen da sind.

Interessant und bemerkenswert ist auch der Artikel, der einen Auszug aus John Owens Buch „Leben durch seinen Tod“ darstellt, das ich ja bereits auch hier in meinem Blog vorgestellt hatte:  https://unwisesheep.org/2011/03/22/owen-leben-durch-seinen-to/

Positiv ist, dass die Buchrezensionen beibehalten worden sind. Davon finden sich im Heft dann eben auch ein paar Stück; auch eine Rezension des Buches von Sproul, aus dem der Sproul-Artikel im Heft stammt, findet sich bei diesen..

Das Heft ist auf jeden Fall lesenswert. Inzwischen habe ich auch eine lesbare Ansicht auf dem Kindle-Fire gefunden – auch wenn diese nicht vollends komfortabel und praktisch ist.  Ein Traum wäre ja immer noch, die Artikel eines Heft gesammelt in einer Art E-Book zu lesen zu bekommen, wo dann das Layout entsprechend dem E-Book-Format simplifiziert und angepasst wird. Das würde sich dann zumindest wesentlich leichter lesen. Am liebsten ist mir sicherlich aber immer noch die gedruckte Variante. Vielleicht noch ein Wort zum Layout. Ich weiß – wie schon immer wieder dargelegt – um die große Mühe, die gerade auch im Layout des Heftes liegt – die kann man, wenn man lediglich das Heft in der Hand hält, nicht einschätzen. Dennoch möchte ich kritisch anmerken, dass auf so manche Seite mehr Text gepasst hätte. Das reduzierte Design (weniger Bilder – mehr weiß) fand ich wirklich klasse – nur hätte man sich hier und da gewünscht, mehr Text auf eine Seite gepackt zu sehen.

Mehr:

http://www.timotheusmagazin.de/

Inhalt des Heftes:

DAS KREUZ – Andre Bay

CHRISTI TRIUMPH – Andreas Kuhlmann

DAS WORT VOM KREUZ – Hans-Jürgen Holzmann

DIE STRAFE GOTTES – Waldemar Dirksen

DER VERSÖHNUNGSTAG – Hans-Werner Deppe

DER RETTENDE STELLVERTRETER – R.C. Sproul

WIRKSAME SÜHNE – John Owen

BONHOEFFER – Peter Voth (Rezension)

WAS AM KREUZ GESCHAH – Karl Seidel (Rezension)

ES GEHT AM KREUZ UM UNSERE NOT – Simon Arnold (Rezension)

Kein anderes Symbol steht so sehr für das Christentum wie das Kreuz. In der westlichen Kultur ist das Kreuz nicht mehr wegzudenken; es ist allgegenwärtig. Während das Kreuz als Symbol weit verbreitet ist, wird über seine grundlegende Bedeutung nicht mehr nachgedacht. Selbst in christlichen Kreisen wird die eigentliche Bedeutung des Kreuzes zum Teil fehlinterpretiert und mit fromm klingenden Floskeln belegt, die an der biblischen Wahrheit vorbeigehen.

Wir stehen oft vor dem Kreuz wie vor einem Gemälde, welches wir nach unserem Gutdünken interpretieren. Dabei fragen wir nicht nach der einzigen und wahren Bedeutung, die Gott dem Kreuz von Golgatha gegeben hat. So ist es beispielsweise richtig, das Kreuz als Symbol für Gottes Liebe zu den Menschen zu sehen. Aber im gleichen Maße, wie es die göttliche Liebe verdeutlicht, zeigt es auch seinen Zorn gegen das Böse. Doch diese Erkenntnis verkommt immer mehr zu einer „Torheit vom Kreuz“, die nur schwerlich in das Evangelium hineinzupassen scheint. All zu oft stellen wir die Zweckmäßigkeit vor unsere Glaubensgrundsätze und tun so der Botschaft vom Kreuz Gewalt an.

In der Heiligen Schrift wird uns das Wort vom Kreuz in aller Deutlichkeit dargelegt. Am Kreuz von Golgatha vergoss Jesus Christus als der Sohn Gottes sein Blut, das stellvertretend und wirksam die Sünden vieler sühnt. Mit seinem Blut hat er für die Gläubigen eine ewige Erlösung erworben. Sie waren einst Sklaven der Sünde, aber er hat sie mit seinem kostbaren Blut freigekauft. Sie sind nun sein Eigentum. Die Brutalität und der Schrecken des Kreuzes zeigt deutlich die Schwere der Sünde in den Augen Gottes. Gottes Gerechtigkeit fordert unerbittlich die Bestrafung der Sünde.

Insgesamt gewährt uns das Kreuz Christi einen umfassenden und vertieften Einblick in das Heilshandeln Gottes sowie in sein unveränderliches Wesen. Aus diesem Grund lohnt es sich, das Wort vom Kreuz eingehend zu studieren und es dabei mehr lieben zu lernen.